Bamberg: QUADS – Quartier an den Stadtmauern
Kategorie: |
Erlebnis- und Lebensraum Standortförderung und Leerstand Stadtgestaltung und Immobilien |
Einwohnerzahl: | 80.600 |
Bundesland: | Bayern |
Jahr der Umsetzung: | 2015-2018 |
Projektvolumen: | mehr als 100.000 Euro |
Warum Best Practice?
- Erfolgsmodell: Neben der Wiederbelebung der historischen Bausubstanz wurde mit dem Quads (Quartier an den Stadtmauern) moderner Wohn-, Arbeits- und Lebensraum geschaffen.
- Partnerschaften und Vernetzung: Erfolgreiches Projekt, dessen Umsetzung durch eine Vielzahl verschiedenster Akteure begleitet wurde.
- Identifikation und Imagesteigerung: Dank der Revitalisierung der ehemals brachliegenden Fläche mit samt ihrer historischen Bausubstanz ist diese für die Öffentlichkeit wieder zugänglich und erlebbar. Damit fügt sie sich in das Stadtbild des Bamberger UNESCO-Weltkulturerbes.
Zielstellung
Was wollen wir erreichen?
- Revitalisierung einer langjährigen Brache im Herzen des Bamberger UNESCO-Weltkulturerbes
- Harmonische Integration von kulturellem Erbgut und historischer Artefakte in die Neuentwicklung
- Schaffung von Wohn-, Lebens- und Arbeitsraum
Projektbeschreibung
Was ist unser Projekt? Worum geht es?
Das Areal, auf dem das Quads entstanden ist, befindet sich bereits seit 1987 im Besitz der Sparkasse Bamberg und lag über 10 Jahre lang brach. Ein „toter Fleck“ im Herzen der Bamberger Altstadt, ihres Zeichens UNESCO-Weltkulturerbe. Für die Bamberger Bürger*innen war dieses Areal nicht zugänglich. Dank der archäologischen Untersuchungen, die vor Baubeginn durchgeführt wurden, konnten neue Erkenntnisse über die tatsächliche Lage des historischen Stadtkerns gewonnen werden. Dies zeigt, welch historische Bedeutung das Areal hat und wie wichtig es war, diesen Ort der Stadtgeschichte wieder zu beleben. Ein großes Ziel bei der Entwicklung des Quads war demnach, die historischen Teile der Stadtmauer, die unter einem Gebäude verborgene Mikwe (jüdisches Ritualbad) sowie die Einzeldenkmäler der Bevölkerung wieder zugänglich und erlebbar zu machen. Dies sollte eingebettet in eine moderne und urbane Quartiersentwicklung geschehen.
Für die Fassadengestaltung des Quartiers an den Stadtmauern wurde ein Realisierungswettbewerb ausgelobt. Vorgabe an die Teilnehmenden war unter anderem, bei der Fassadengestaltung die Lage des Quartiers im Herzen der Weltkulturerbestadt Bamberg, die unter Ensembleschutz stehende Altstadt sowie das angrenzende Umfeld zu berücksichtigen. Auch musste bestehende, historisch bedeutsame Bausubstanz erhalten bleiben und in das Gesamtkonzept integriert werden. So war gemäß Bebauungsplan z. B. der „in situ“-Erhalt der historischen Stadtmauer gefordert. Die denkmalwürdigen Gebäude selbst waren jedoch aus der Fassadenplanung des Wettbewerbs ausgeschlossen.
Weiter wurde seitens der Bauherrin gefordert, dass an die Fassadengestaltung zurückhaltend und nachhaltig herangegangen wird und aus Gründen der Energieeffizienz und der Nachhaltigkeit mit einer Lochfassade (Fensteranteil max. 50 %) gearbeitet wird. Dies im Rahmen der vorgegebenen Kostenwerte.
Während der Baumaßnahmen wurden die Artefakte mit größter Sorgfalt geschützt und die beiden ensemblegeschützten Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert umfassend saniert. Durch die Schaffung von begrünten Innenhöfen gelang es, die Überreste der Stadtmauern sowie die Einzeldenkmäler harmonisch in das Gesamtkonzept zu integrieren. Durch einen öffentlichen Weg können die Bamberger Bürger*innen das Areal zwischen Langer Straße und Franz-Ludwig-Straße nun durchqueren.
Im Zuge der Realisierung wurde ein Teil des Treppenabgangs der Mikwe freigelegt. Die obersten Stufen sind sichtbar. Der weitere Abgang sowie das eigentliche Tauchbecken konnten archäologisch nachgewiesen werden, aber aufgrund der Lage unter einer der massiven Außenmauern wurden diese nicht freigelegt. Heute beherbergt das Quartier an den Stadtmauern ein kleines Dokumentationszentrum, das seinen Besuchern das jüdische Leben aus vergangenen Zeiten näherbringt.
Das Quartier an den Stadtmauern wurde von der S&P Commercial Development GmbH im Auftrag der Sparkasse Bamberg mitten im Herzen des Bamberger UNESCO-Weltkulturerbes realisiert. Auf einem rund 5.200 m² großen Areal wurde durch die Wiederbelebung der historischen Bausubstanz mit dem Quads ein lebendiges Quartier mit dem urbanen Nutzungsmix aus Wohnen, Hotel, Nahversorgung und Büroflächen mit einer Bruttogeschossfläche von rund 15.600 m² entwickelt.
Projekt-Fahrplan
Wie sind wir vorgegangen?
- Juni 2015: Konzeptvorstellung „Quartier an den Stadtmauern“
- Q III 2015 bis Q III 2016: Planungsrechtschaffung
- September 2015: Aufstellungsbeschluss
- September 2016: Satzungsbeschluss
- Q I 2016: Fassadenwettbewerb
- Januar 2016: Ausgabe der Wettbewerbsunterlagen
- März 2016: Preisgerichtsitzung
- Q III 2016 bis Q III 2018:
- September 2016 bis Januar 2017: Abbruch / Altlastensanierung
- September 2016 bis Januar 2017: Archäologische Untersuchungen
- Februar bis März 2017: Aushub / Spezialtiefbau
- März bis November 2017: Rohbau TG – OG 5, Hotel, Rewe
- Juni bis November 2017: Fassadenarbeiten
- August bis November 2017: Dacharbeiten
- August bis 2017 bis Juli 2018: Ausbau und Haustechnik
- Dezember 2018: Einweihung des Quartiers an den Stadtmauern
- März 2019: Eröffnung ibis Styles Bamberg
Partnerschaften
Wer war mit im Boot?
Stadtverwaltung; Einzelhandel; Hotellerie/Gastronomie; Vereine; Kammern und Verbände; Immobilieneigentümer; Bürgerschaft
Konkret:
Sparkasse Bamberg (Projektgesellschaft, Bauherr); S&P Commercial Development GmbH (Projektsteuerung im Service Development Modell; vormals S&P Office Development GmbH); Dömges Architekten AG – Architektur und Stadtplanung (Architekt); GP Wirth Architekten (Ausführungsplanung Neubau); Pro Arch Prospektion und Archäologie GmbH (Ausführungsplanung Sanierung); wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH (Fassadenplanung); Lang Ingenieure (Tragwerksplanung); TechnoPlan ING (Technische Gebäudeausstattung); Basic (Bauphysik); Oehmke & Herbert Planungsgesellschaft Im Bauwesen mbH (Brandschutzplanung); Drees & Sommer (Projektcontrolling); Landschaft + Design H2 (Landschaftsplanung); Pro Arch Prospektion und Archäologie GmbH (Archäologische Grabungen); Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Denkmalpflegerische Begleitung)
Aufwände
Finanziell:
Das Quartier an den Stadtmauern wurde als Service Development für die Sparkasse Bamberg realisiert. Das Gesamtprojektvolumen umfasst ca. 50 Mio. EURO.
Das Projekt wurde teilweise durch Mittel der Städtebauförderung finanziert. Die Abwicklung der entsprechenden Förderanträgen wurde durch die Sparkasse Bamberg abgewickelt.
Personell:
An der Realisierung des Quartiers während des Projektzeitraums war seitens der S&P Office Development ein Projektteam von 4-5 Personen involviert und hauptverantwortlich für die Umsetzung tätig. Hinzu kommen die entsprechenden Fachplaner und Projektbeteiligten, wie bereits angegeben. Eine Angabe der benötigten Arbeitsstunden ist nicht möglich.
Gut zu wissen
Unsere Tipps für Nachahmer
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Der Abriss der maroden Bestandsgebäude gestaltete sich deutlich komplexer als ursprünglich angenommen. So mussten die Nachbargiebel abgesichert werden und ein Abriss konnte nur unter größter Vorsicht erfolgen.
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Bei solch komplexen Projektentwicklungen ist es essenziell für eine erfolgreiche Realisierung, dass alle Beteiligten den offenen Dialog miteinander suchen. Gerade aufgrund der Komplexität des Projektes und der historischen Elemente war bei der Entwicklung des Quads ein enges Zusammenspiel zwischen dem Baureferat der Stadt Bamberg, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz und der Sparkasse Bamberg als Auftraggeber und Grundstückseigentümer unabdingbar.