Fulda: Kulturdachgarten „Karlchen vom Dach“

Kategorie:

Standortförderung und Leerstand

Erlebnis und Lebensraum

Events, Belebung und Frequenz

Stadtgestaltung und Immobilien

Einwohnerzahl: 70.000
Bundesland: Hessen
Jahr der Umsetzung: seit 2024
Projektvolumen: mehr als 100.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Übertragbarkeit: Die Belebung des leerstehenden Kaufhauses im Herzen der Stadt stärkt gezielt die Innenstadtentwicklung und schafft eine langfristige Perspektive. Die Erprobung flexibler (Zwischen)-Nutzungen zeigt Lösungswege für ähnliche leerstehende Großimmobilien in Innenstadtlagen auf.

  • Erfolgsmodell: Hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung für die Dachflächennutzung und der Wunsch nach Verstetigung auch von Seiten der eingebundenen Partnerunternehmen.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Etablierung einer Zwischennutzung für die leerstehende Großimmobilie ,,Kerber Areal‘‘
  • Schaffung eines Begegnungs-, Kultur- und Eventraumes in der Innenstadt
  • Erprobung des Konzeptes Dachgarten für mögliche Folge- und Langfristnutzungen (mit lokalem, osthessischem Identitätsbezug zur Rhön)

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

Der Kulturdachgarten „Karlchen vom Dach“ befindet sich auf dem Dach des ehemals leerstehenden Kerber Areals mitten in Fulda. Die Fläche wurde 2021 von der Stadtentwicklungsgesellschaft Fulda GmbH & Co. KG erworben und wird seither unter dem Namen „Konzeptkaufhaus Karl“ neu belebt.

Aus dem ehemaligen Parkdeck ist eine gemeinwohlorientierte Kulturfläche entstanden und zu einer grünen Oase mitten in der Stadt geworden. Der Dachgarten bietet einen konsumfreien Raum mit vielseitigem kulturellem Angebot und schafft so einen Ort der Begegnung in besonderer Atmosphäre. Ein solcher Dachbereich wurde auch in der vorangegangenen Bürgerbeteiligung gewünscht.

Zentraler Bestandteil ist eine offene Fläche mit Sitz-, Spiel-, Entspannungs- und Verschattungsmöglichkeiten sowie flexiblen Bühnensituationen. Ergänzt wird das Angebot durch Gastronomiecontainer mit regelmäßigen Öffnungszeiten und Veranstaltungen. Es können bis zu 350 Gäste bewirtet werden.

Ein weiteres Element ist das Urban Gardening: Hochbeete können kostengünstig parzellenweise gemietet und mit fachlicher Begleitung bewirtschaftet werden.

Das Programm reicht von Yoga und Familienangeboten über DJ-Abende, Public Viewing und Fasching-Events bis hin zu Salsa-Veranstaltungen. Ergänzungen wie eine Winter-Eislaufbahn, ein Jugendbereich mit Billard und Tischkicker sowie die neu eröffnete Boulebahn im Juli 2025 zeigen die kontinuierliche Weiterentwicklung des Konzepts.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

Sommer 2021:

  • Im Rahmen einer Befragung bzgl. der Wünsche der Fuldaer Bürger wurde erstmals vermehrt das Interesse an einem Dachgarten bekundet

 Oktober 2022:

  • Erarbeitung einer Projektidee und Beantragung der Förderprogramm ,,Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren‘‘

 Oktober 2022:

  • Zuwendungsbescheid für das Förderprogramm ,,Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren‘‘

 Winter 2023/2024:

  • Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes. Verwandlung mit dem bisherigen Mieter der Parkhausfläche
  • Projektaufruf / Suche nach Projektpartnern

 Frühjahr 2024:

  • Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung
  • Ausschreibung für Umbaumaßnahmen sowie Verträge mit Projektpartnern

 Frühjahr bis Sommer 2024:

  • Bauphase

 Juni 2024

  • Eröffnungsfeier

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtverwaltung; Einzelhandel; Hotellerie/Gastronomie; Dienstleistungsunternehmen; Industrie- und Gewerbeunternehmen; Immobilieneigentümer; Bürgerschaft

Konkret:

  • Magistrat der Stadt Fulda
  • Stadtentwicklungsgesellschaft Fulda GmbH und Co. KG
  • „Heimat“ (Gastronomie)
  • TeeGut Saisongärten
  • Planungs- und Statikbüros
  • Diverse Baufirmen und Künstler

Aufwände

Das Projekt wurde als Teilprojekt im Rahmen der Förderprogramms ,,Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ unterstützt.
– Gesamtprojektvolumen in Fulda 2,8–2,9 Mio. €
– Kommunaler Eigenanteil ca. 0,7 Mio. €, anderer Teil über Bundesmittel

Finanziell:

  • Investitionen in den Dachgarten als Teil des Förderprogramms:  365.000 €
  • Eigenanteil der Stadt lag bei 91.250 € (25% bei baulichen Maßnahmen und Sachkosten)
  • Investitionen insbesondere für Infrastruktur, Möbel, Baumaßnahmen, Bühnen, Toiletten, Container, Zäune, Treppen u.ä. 

Personell:

  • Das Projekt Kulturdachgarten wurde als Teil der Zukunftswerkstatt Innenstadt entwickelt. Während der Planungs- und Umsetzungsphase arbeiteten über einen Zeitraum von rund sechs Monaten eine Architektin sowie ein Gebäudemanager am Projekt. Der jeweilige Arbeitsanteil lag bei etwa 30 Prozent einer Vollzeitstelle.
  • Zusätzlich unterstützten externe Fachplaner mit einem Aufwand von insgesamt rund 500 Stunden die Umsetzung.
  • Im laufenden Betrieb fallen bei der Stadtentwicklungsgesellschaft aktuell etwa fünf Wochenstunden für Betreuung und Koordination an.

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

  • Zu den größten Herausforderungen zählten die Finanzierung sowie die behördlichen Auflagen. Mit dem Wegfall der Parkflächenmiete verzichtete die Stadtentwicklungsgesellschaft auf regelmäßige Einnahmen. Gleichzeitig führten steigende Baukosten infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs zu deutlich höheren Ausgaben als ursprünglich geplant. 
  • Für die neue Nutzung auf dem Dach mussten Sicherheits-, Brandschutz- und Lärmschutzkonzepte vollständig überarbeitet werden. Die Umsetzung der daraus resultierenden Auflagen war aufwendig und stellte zeitweise die Realisierbarkeit des Projekts in Frage.
  • Im laufenden Betrieb erfordert insbesondere die Zugänglichkeit zum Dachgarten durch unterschiedliche Nutzergruppen ein gut abgestimmtes Zugangs- und Schließsystem sowie ein tragfähiges Sicherheitskonzept. Die starke Nutzung des Dachgartens führt zudem zu einer erhöhten Belastung der allgemeinen Treppenhäuser. Hierzu müssen Reinigungsvereinbarungen mit den übrigen Gebäudenutzern getroffen werden.
  • Zunehmend problematisch sind auch Fälle von Vandalismus, insbesondere in Form von Graffiti.