Aachen: Archimedischer Sandkasten

Kategorie:

Erlebnis- und Lebensraum

Events, Belebung und Frequenz

Einwohnerzahl: 260.000
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Jahr der Umsetzung: seit 2016
Projektvolumen: bis 100.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Imagegewinn: Der Wissenschaftsstandort präsentiert sich in der Innenstadt; der Sandkasten und die Begleitangebote sind bereits im Vorfeld „Stadtgespräch“ und freudig erwartetes Ereignis.
  • Frequenzsteigerung: Kinder und Jugendliche sind in einer derart großen Zahl am historischen Katschhof nur während des Zeitraums anzutreffen.
  • Teilhabe: Der Archimedische Sandkasten und das Ferienprogramm „Archimedische Werkstatt“ stehen allen interessierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen offen.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Aachen als familienfreundliche Wissenschaftsstadt sichtbar machen
  • Kinder und Jugendliche spielerisch an MINT-Fächer heranführen

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

Archimedes, Vater der Ingenieurkunst, ist Namensgeber des temporären Sandkastens, der jeden Sommer zwischen Dom und Rathaus aufgeschüttet wird. Auf einer 320 qm große Spielfläche aus 140 Tonnen Sand sind Jung und Alt eingeladen, sich beim Buddeln und Baggern auszutoben oder auf den Liegestühlen zu chillen. Dabei können sie beobachten, wie Jugendliche direkt neben dem Sandkasten eine technisch-künstlerische Installationen errichten.

Aachen ist dank seiner vier Hochschulen ein „Future Lab“, also Zukunftslabor. In diesem Sinne werden 10- bis 16-Jährige in dem Ferienprogramm „Archimedische Werkstatt“ angeleitet, künstlerische Objekte mit ingenieurwissenschaftlichem Bezug anzufertigen. Themen der letzten Werkstätten waren etwa der Bau einer „Unsinnigen Maschine“ aus recyceltem Material nach dem Vorbild des Künstlers Jean Tinguely. Zu Ehren des Doms, der 2018 „40 Jahre Weltkulturerbe“ feierte, wurde rund um ein Modell des Oktogons eine stetig wachsende Konstruktion aus knallbunten Holzlatten installiert. 2019 war ein interaktiver Parcours, das Play Lab, aus vielen verschiedenen Materialien für alle begehbar und hielt Überraschendes bereit: Teile des Parcours drehten sich, es raschelte und buntes Licht wurde auf das graue Gemäuer altehrwürdiger Gebäude geworfen. 2021 griffen die Jugendlichen den „vertical farming“-Trend auf und errichteten bunte Wände aus Pflanzen und Blumen, die bewässert, beschattet und abgeerntet wurden.

Ergänzt wird das Angebot durch einen Aktionstag (nicht in den Corona-Jahren 2020/21). Es werden Exponate der Hochschulen gezeigt, wie zum Beispiel ein Minibagger, ein düngender Roboter, ein Elektromobil, aus dem man sich mit Cocktails und Popcorn versorgen kann. Am mobilen Labor „eXploregio.mobil“ können Kinder Experimente durchführen. Indoor-Workshops im benachbarten Museum bieten eine willkommene Abwechslung bei Regenwetter.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

Unter der Projektleitung des Fachbereichs Kommunikation und Stadtmarketing der Stadt Aachen wurde der Archimedische Sandkasten vom 23. Juli bis 5. August 2016 erstmalig als Initiative des Future Labs Aachen – einem Zusammenschluss der Aachener Hochschulen und der Stadtverwaltung – ausgerichtet und aufgebaut. Seither wird er jedes Jahr in den Sommerferien errichtet. Die Archimedische Werkstatt gibt sich jeweils ein neues Thema. 

Die Vorbereitungen beginnen jeweils im Vorjahr. Die nötigen Umsetzungsschritte sind hier exemplarisch für das Jahr 2021 aufgeführt:

  • Juli 2020: Reservierung der öffentlichen Großfläche zwischen Dom und Rathaus (Katschhof)
  • November 2020: Kick-Off Treffen mit allen Beteiligten und Durchführung des Genehmigungsverfahrens für die Bespielung des öffentlichen Raums
  • Dezember 2020: Sponsoren-Bestätigungen
  • Januar 2021: finale Definition des Mottos der Archimedischen Werkstatt; danach Konzeptionierung, künstlerische Weiterentwicklung der Idee durch die freie Kunstschule
  • Februar 2021: Beschluss im Rat der Stadt Aachen, den Archimedischen Sandkasten über sechs Wochen stattfinden zu lassen
  • Februar/März 2021: Akquise eines wissenschaftlichen Partners für die Ausgestaltung der Archimedischen Werkstatt (Fraunhofer IME)
  • April 2021: Ausschreibung eines Sicherheitsdienstes
  • April – Juli 2021: Bewerbung des Sandkastens und der darin stattfindenden Ferienspiele. Start der Anmeldephase für die Jugendlichen
  • Mai 2021: Beauftragung eines Sicherheitsdienstes
  • 08. Juli 2021: Auftakt-Pressekonferenz und Start des Aufbaus durch den Stadtbetrieb
  • 10. Juli 2021: Eröffnung des Archimedischen Sandkastens
  • 26. Juli 2021: Start der Archimedischen Werkstatt, eingeleitet von einer Pressekonferenz
  • 14. August 2021: Ende des Archimedischen Sandkastens und der Werkstatt mit einer Abschluss-Pressekonferenz
  • 16. August 2021: Abbau des Kastens

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtverwaltung; Hochschulen; Vereine; Bürgerschaft; Gastronomie; Hochschule/ Wissenschaft;

Konkret:

Stadt Aachen (Fachbereich Kommunikation und Stadtmarketing; Fachbereich Kinder, Jugend und Schule; Stadtbetrieb; Wissenschaftsbüro; Kulturbetrieb; Museumsdienst); Bleiberger Fabrik und Ehrenamtler*innen; Fraunhofer IME; RWTH Aachen; FH Aachen; Katholische Hochschule NRW Aachen; Hochschule für Musik und Tanz Aachen; STAWAG; Baumaschinen Deubner; Ferienspiel-Kinder und Bürger*innen jeden Alters als aktiv Partizipierende

Je nach Motto der Archimedischen Werkstatt kommen wechselnde Partner*innen hinzu (Beispiel: Domkapitel im Jahr 2018 zum Jubiläum des Doms als Weltkulturerbe).

Aufwände

Finanzen:

Die Stadt Aachen wendet jährlich etwa 64.000 € auf für:

  • Durchführung der Archimedischen Werkstatt vormittags sowie im Anschluss die pädagogische Betreuung der spielenden Kinder wochentags: ca. 25.000 €
  • Sicherheitsdienst über sechs Wochen: ca. 24.000 €
  • Wochenend-Betreuung durch das Personal der Bleiberger Fabrik + Marketing: ca. 8.000 €
  • Transporte, Sand und Kastenbau durch den Stadtbetrieb: ca. 7.000 €

Die Stadtwerke Aachen sponsern 10.000 €.
Das zdi-Netzwerk Aachen & Kreis Heinsberg unterstützt in Form von Sachleistungen, u.a. durch Bereitstellung des „FabBus“.

Personal:

Die Stadt Aachen steuert die Projektumsetzung. Etwa drei Monate vor Start des Archimedischen Sandkastens und währenddessen werden im Fachbereich Kommunikation und Stadtmarketing ca. 15 Wochenstunden für die Organisation aufgebracht. In der frühen Konzeptionsphase ab Januar etwa acht Wochenstunden.

Die Bespielung des Sandkastens und die Organisation der pädagogischen Betreuung wird zentral von der Bleiberger Fabrik geleistet und entsprechend vergütet.

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

Der Archimedische Sandkasten ist ein „Spaß-Projekt“. Die Zusammenarbeit bei der Koordination stärkt das Teambuilding innerhalb der beteiligten städtischen Fachbereiche, Eigenbetriebe und der gesamten Stadtverwaltung.

Jederzeit Personal für die Betreuung des Sandkastens zu finden, der aus Sicherheitsgründen niemals unbeaufsichtigt blieb, ist ein großer organisatorischer Aufwand. Bei Lücken springen auch mal städtische Mitarbeiter*innen ein.

Die scheinbar profane Toilettensituation muss an einem öffentlichen Ort mitgedacht werden. Die Gäste des Sandkastens können das Museums-WC am Platz nutzen.