Hannover: aufhof
Kategorie: |
Standortförderung und Leerstand Erlebnis- und Lebensraum Events, Belebung und Frequenz Stadtgestaltung und Immobilien |
Einwohnerzahl: | 518.900 |
Bundesland: | Niedersachsen |
Jahr der Umsetzung: | seit 2023 |
Projektvolumen: | mehr als 100.000 Euro |
Warum Best Practice?
- Innovation: die eineinhalbjährige Zwischennutzung von 5.000m² leerstehender Fläche zeigt mit experimentellen Nutzungen und Begegnungsimpulsen auf, welche Transformationsperspektiven in der Innenstadt möglich sind.
- Partnerschaft: tatkräftige Zusammenarbeit vieler Akteure, um innerhalb von nur fünf Monaten ein gigantisches Improvisationsprojekt aufzuziehen. Der aufhof ist ein Ort des Bürgerdialogs, zur Weiterbildung und zum Vernetzen.
Zielstellung
Was wollen wir erreichen?
- Multifunktionale Nutzung eines großflächigen Leerstands in zentraler A-Lage
- Schaffung eines dritten Ortes zur Bürgerverständigung und Wissenschaft, für Kooperation und als Treffpunkt
- Innovation und Transformation in der Innenstadtentwicklung und -belebung
Projektbeschreibung
Was ist unser Projekt? Worum geht es?
Aus einem leerstehenden GALERIA-Kaufhaus wurde am 01.06.2023 der aufhof, ein in der Stadt sehr geschätzter Ort mit bundesweiter Beachtung und großer Strahlkraft. Hier treffen u.a. Stadtentwicklung, Baukultur, Digitalisierung, Bürger*innenbeteiligung, Soziales, Kultur, Gesundheit, Wissenschaft und Wirtschaft aufeinander.
Das starke und kreative Engagement aller Projektbeteiligten, im Wesentlichen die Landeshauptstadt Hannover, die Hochschule Hannover und die Wirtschaftsförderung hannoverimpuls sowie die Offenheit der zwischenzeitlich wechselnden Eigentümer*in machten es möglich.
Der aufhof ist ein Treffpunkt zum Netzwerken, für Begegnungen, informellen Austausch sowie zwanglosen Aufenthalt, Bewegung und eSports. Die 11 Areas bieten Raum für kurzfristige Arbeitsplätze, kulturelle (Sonder-)Ausstellung, Events und themenübergreifende Veranstaltungen. Sie ziehen viele tausenden Menschen an. Auf der Fläche innovercity lockt die Hochschule Hannover Innovationsinteressierte und Studierende an, um über Zukunftslösungen nachzudenken und sich zu vernetzen. Das Gaming-Museum HI-SCORE führt Jugend und Fans in den aufhof. Die temporäre Banksy-Ausstellung machte den aufhof zum pulsierenden Frequenzbringer mit 110.000 Besucher*innen an der Nahtstelle von Einkaufsstadt und Altstadt. Im Ergebnis hat sich im Herzen der Stadt als Alternative zum Leerstand ein wichtiger Raum etabliert. Menschen unterschiedlicher Couleur kommen für den aufhof in die Innenstadt. Er hat sich, nicht zuletzt aufgrund des niedrigschwelligen Zugangs, zu einem zentralen Treffpunkt, einem Ort des Zusammenkommens und der Demokratiestärkung mit einer guten Mischung aus Angeboten und Veranstaltungen entwickelt.
Projekt-Fahrplan
Wie sind wir vorgegangen?
Die Projektidee zum aufhof ist im Rahmen des Beteiligungsprozesses Innenstadtdialog und der Entwicklung des Innenstadtkonzepts 2035 entstanden.
- Dezember 2022: Schließung der Filiale GALERIA Kaufhauses in der Seilwinderstraße, Hannover
- Januar – April 2022: Abstimmung mit der Immobilieneigentümerin und Entwicklung eines Zwischennutzungskonzeptes.
- Mai 2023: Planung der gemeinschaftlichen Raumnutzung, baurechtliche Genehmigung des Nutzungskonzeptes und gestalterische und bautechnische Umsetzung.
- 1. Juni 2023: Eröffnung aufhof als Zwischennutzung, innovercity (HSH) als Innovations- und Bildungsstätte und Veranstaltungsort (Kultur/Soziales).
- Oktober 2023: Banksy-Ausstellung (110.000 Besucher*innen bis Ende im Februar 2024)
- Januar 2024: Verhandlungen mit neuem Immobilieneigentümer
- Februar 2024: Ratsbeschluss zur Verlängerung der Zwischennutzung und zur Konzepterarbeitung für die Verstetigung des Konzeptes (Standortunabhängig)
- August 2024: (vorläufiges) Ende am Standort
Partnerschaften
Wer war mit im Boot?
Stadtverwaltung; Hochschulen; Industrie- und Gewerbeunternehmen; Vereine; Kammern und Verbände (IHK, HWK, Handelsverband etc.); Immobilieneigentümer; Bürgerschaft; Sonstiges: Wirtschaftsförderung
Konkret:
Dezernat für Stadtentwicklung und Bauen der Landeshauptstadt Hannover; Hochschulen Hannover; hannoverimpuls Wirtschaftsförderung von Stadt und Region Hannover; HI-SCORE – interaktives Videospiel-Museum des Gaming in Niedersachsen e.V.; Hannoversche Allgemeine Zeitung der Ver-lagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG; Hannoversche Kaffeemanufaktur GmbH & Co. KG; Immobilieneigentümer*innen
Aufwände
Finanziell:
Das Budget der Landeshauptstadt Hannover belief sich auf rund 700.000 Euro (exkl. Personalkosten). Hinzu kamen rund 300.000 Euro durch die Hochschule Hannover (HsH), welche für die innovercity die Innovationsförderung für Hochschulen des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur erhielt.
Die Finanzierungsstruktur setzt sich demnach zusammen aus Haushaltsmittel, den Fördergeldern der HsH, Sponsoring, Umsatzbeteiligungen sowie Einnahmen durch Nutzungsgebühren und Mieten.
Kosten entstanden beim Herrichten und für die Ausstattung der Gesamtfläche. Laufend fallen Betriebs- und Unterhaltungskosten an (u.a. Energie, Haustechnik, Kommunikation, Reinigung, Sicherheit) sowie Personalkosten (Organisation, Management). Hinzu kommen Veranstaltungskosten u.a. für Beteiligung, Diskussion, Vortrag und Ausstellungen.
Personell:
Um aufhof möglich zu machen wurden in der Projektvorbereitung in der Wirtschaftsförderung hannoverimpuls für ein Jahr eine Vollzeitstelle und eine halbe Stelle geschaffen. Im Dezernat für Stadtentwicklung und Bauen war eine halbe Stelle aus dem Bestandspersonal ebenfalls für ein Jahr gebunden.
Die Hochschule Hannover wandte ca. 300 Stunden auf, der kommunale Immobiliendienstleister hanova WOHNEN GmbH ca. 40 Stunden. Für das Gebäudemanagement fielen ca. 160 Stunden an. Weitere ca. 100 Stunden handwerklicher Leistungen brachte die Beschäftigungsförderungen der Landeshauptstadt Hannover „Stützpunkt Hölderlinstraße“ ein.
Gut zu wissen
Unsere Tipps für Nachahmer
- Die Kooperation mehrerer Partner*innen bei der Umsetzung der Fläche bedarf einer gemeinsamen Willensbildung. Ein klare Zieldefinition ist die Grundlage zur inhaltlichen Abstimmung und Konsensfindung. Die unterschiedliche Organisations- und Entscheidungsstrukturen der Partner*innen müssen berücksichtigt und gleichzeitig eine gewisse Entscheidungsdynamik und Agilität zugelassen werden. Verlässliche Akteursnetzwerke sind frühzeitig zu aktivieren.
- Die Möglichkeit der Zwischennutzung von Immobilien durch kommunale Akteure ist abhängig von den Eigentumsverhältnissen. Es hilft Eigentümer*innen mit einem durchdachten Konzept zu überzeugen.
- Baurechtliche- und sicherheitstechnische Vorschriften und Genehmigungen geben den Rahmen der Umnutzung vor.
- Vorab sind Betriebs- und Unterhaltungskosten inkl. erforderlichen Services und Reparaturen zu kalkulieren. Ihnen sind Finanzierungs- und Einnahmesicherheit gegenüberzustellen. Mit Umsatzgarantien lassen sich Partner*innen gewinnen.