Landkreis Harburg: elbMOBIL

Kategorie:

Mobilität und Erreichbarkeit

Einwohnerzahl: 257.000
Bundesland: Niedersachsen
Jahr der Umsetzung: seit 2020
Projektvolumen: mehr als 100.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Innovation: neues Mobilitätskonzept für die bedarfsorientierte Bedienung in nachfragearmen Regionen auf der Grundlage digitaler Plattformen

  • Übertragbarkeit: die durch die wissenschaftliche Begleitung des Projekts erarbeiteten Analyseverfahren können für Mobilitätslösungen in weiteren ländlichen Regionen eingesetzt werden.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Erforschung und Erprobung von Analyseverfahren, um ein optimales Mobilitätsangebot als Alternative zum motorisierten Individualverkehr zu entwickeln und diese Ansätze in der Realität umzusetzen.
  • Einrichtung eines On-Demand-Verkehrs zur attraktiven Anbindung ländlich geprägter Gebiete für die Pendler-, Versorgungs- und Freizeitverkehre
  • Effizienzsteigerung des ÖPNV durch Erweiterung, Ergänzung und Ersatz von Linienleistungen durch Shuttleverkehre

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

Der On-Demand-Shuttle Service „elbMOBIL“ im Landkreis Harburg ermöglicht den Bewohnern des Bediengebietes Elbmarsch und Winsen/Luhe eine flexiblere Nutzung des ÖPNV. Durch eine Mobilitätsanalyse im Vorfeld der Umsetzung konnte das On-Demand-System passgenau geplant werden. Anhand des Modellprojekts werden die Potentiale von Mobilitätsalternativen im ländlichen Raum wissenschaftlich untersucht. Der Forschungsansatz wird durch die TU Hamburg begleitet.

Auf Bestellung über eine App oder telefonisch transportieren die Kleinbusse von „elbMOBIL“ Fahrgäste von regulären ÖPNV-Haltestellen zur Haustür und umgekehrt. Der Service ist täglich, mit verlängerten Zeiten an den Wochenenden, nutzbar und auch kurzfristig buchbar (Montag bis Freitag von 5 Uhr bis 23 Uhr; Freitag und an Tagen vor einem Feiertag bis 2 Uhr nachts; Samstags von 8 Uhr bis 2 Uhr nachts; Sonntags von 8 Uhr bis 23 Uhr). Die App teilt die Abfahrtszeit am Startpunkt und die Ankunftszeit am Zielort mit. Gegenüber dem üblichen Tarif des Hamburger Verkehrsverbundes wird ein Zuschlag von 1 Euro erhoben. Die Busse sind barrierefrei und verfügen über Kindersitze.

Auf Basis der Praxiserfahrungen werden Analyseverfahren entwickelt, die auch in anderen nachfragearmen Regionen zur Ergänzung und Verbesserung des ÖPNV-Angebotes eingesetzt werden sollen. Als Teil eines vernetzten Gesamtsystems ersetzt der On-Demand-Verkehr keine konventionellen Buslinien, sondern fährt in Gebiete, die unzureichend an das ÖPNV-Angebot angeschlossen sind, verstärkt bestehende Buslinien zu Pendlerzeiten oder ersetzt Buslinien in Schwachverkehrszeiten. Die Nutzer*innen schätzen das Angebot, weil sie auf ein eigenes Auto verzichten können und dennoch ihr Ziel zuverlässig, zügig und sicher erreichen.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

Februar 2020: Beantragung der Fördermittel beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

März bis Juni 2020: Interne Abstimmungen der Projektbeteiligten und finale Festlegung des Bedienungsgebietes

Juli 2020: Erhalt des Förderbescheides

August bis November 2020: Konzeptionsphase mit Fahrzeug- und Personalbeschaffung, finaler Abstimmung der App und Vorstellung in der Politik

13. Dezember 2020: Start des elbMOBILs während des Corona-Lockdowns

Januar bis April 2021: Abstimmung unter den Projektbeteiligten und Abarbeitung kleinerer „Kinderkrankheiten“

Ab März 2021 deutliche Zunahme der Nachfrage. Konnten bis einschließlich März erst 1.300 Nutzer*innen gezählt werden, steigerte sich die Nachfrage bis Ende Dezember 2021 auf gut 18.000 Fahrgäste.

August 2021: medienwirksame Taufe der Fahrzeuge

Herbst 2021: Nutzer*innen- Haushaltsbefragung durch die Technische Universität Hamburg

Juli bis September 2021: Vorbereitung der politischen Beschlüsse zur Verlängerung des Projekts

Dezember 2021: Beschluss der Politik, das Projekt um ein Jahr mit der Option auf ein weiteres Jahr zu verlängern.

Januar 2022: Einführung von zusätzlichen Bezahlmöglichkeiten (Sepa, PayPal)

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Dienstleistungsunternehmen; Samtgemeindeverwaltung 

Konkret:

Landkreis Harburg (Trägerschaft, Planung und Einführung des Shuttle Verkehrs); ioki GmbH (Planung und Durchführung der Mobilitätsanalyse, Bereitstellung der Buchungsplattform); Kraftverkehr GmbH & Co.KG Stade (Betrieb des Shuttle Verkehrs); Technische Universität Hamburg (Projektevaluation); Süderelbe AG (Projektkoordination und -kommunikation)

Aufwände

Finanzen:

Für die Vorbereitung des Projekts inklusive des ersten Betriebsjahres sind knapp 1,6 Mio. € Kosten angefallen. Dazu wurden Fördermittel in Höhe von rund 1,48 Mio. € vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur über den Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt zu Verfügung gestellt. Sie wurden zu 100% aufgebraucht. Für das 2. Betriebsjahr werden Kosten von 800.000 € (abzgl. zu erwartender Einnahmen) kalkuliert.

Personal:

Die Projektarbeit wurde auf die am Projekt beteiligten Partner verteilt. Die Vorbereitung wurde hauptsächlich durch die Süderelbe AG, dem Landkreis Harburg und die KVG GmbH & Co. KG Stade, als durchführendes Verkehrsunternehmen, geleistet. Während der Vorbereitungsphase kam es alle 2 Wochen zum Online-Austausch unter den Beteiligten. In dieser Zeit sind etwa 10-12 Stunden im Monat als Arbeitsstunden für das Projekt angefallen.

Während der Projektphase wurde weiterhin alle 2 Wochen online ein Austausch zwischen den Partnern durchgeführt. Auch während dieser Zeit wurden noch etwa 10 Stunden je Monat für die Überwachung, Abarbeiten von auftretenden Problemen, Information der Politik und Öffentlichkeit und Vorbereitung einer möglichen Evaluierung des Projekts aufgewendet.

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

Die Kosten für einen On-Demand-Shuttle wirken zunächst sehr hoch. Allerdings müssen für die angestrebte Mobilitätswende finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Kann ein On-Demand-Shuttle-Verkehr auch dafür genutzt werden, nachfrageschwache Buslinien zu ersetzen, lassen sich auf der Ausgabenseite im Buslinienverkehr Einsparungen erzielen.

Damit keine Kannibalisierung im ÖPNV stattfindet, müssen On-Demand-Shuttle und Linienverkehre genau aufeinander abgestimmt werden. On-Demand-Shuttle sollten dabei hauptsächlich als Zubringersysteme zum Bus- und Bahnverkehr angesehen werden und nur in Schwachlastzeiten eine Alternative zum Busverkehr darstellen.