Kiel: Etablierung des Kieler Innenstadt-Managements

Kategorie:

Standortförderung und Leerstand

Organisation und Zusammenhalt

Stadtgestaltung und Immobilien

Einwohnerzahl: 247.900
Bundesland: Schleswig-Holstein
Jahr der Umsetzung: seit 2017
Projektvolumen: mehr als 100.000 €

Warum Best Practice?

  • Starkes Signal der Politik: Stadt stellt privaten Investitionen gleiche Summe zur Stärkung der Innenstadt gegenüber
  • Vorbildcharakter: Optimale Begleitung eines umfangreichen innerstädtischen Umbauprogramms durch die feste Verankerung eines Baustellen -und Leerstandsmanagement mit vielen Bausteinen
  • Klare Kommunikation: Website überzeugt durch zielgenaue Ansprache, Übersichtlichkeit, Aktualität und Informationsgehalt
  • Strategische Einbindung: Offizieller Teil des Integrierten Entwicklungskonzepts für die Kieler Innenstadt

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Verfügbare Flächen mit Leben füllen, dadurch Leerstände beheben und vorbeugen sowie zu neuen Nutzungen anstoßen
  • Quartiersprofilierung und aktive Mitrekrutierung der sich neu ansiedelnden Betriebe
  • Allianzen zwischen Nachbar*innen sowie Mieter*innen und Eigentümer*innen fördern

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

Vor dem Hintergrund der umfangreichen Baumaßnahmen im Herzen der Innenstadt überzeugten der Kiel-Marketing e.V. (KM) und Vertreter der Immobilienwirtschaft 2016 die Stadtspitze von der notwendigen Initiierung eines eigenen Innenstadt-Managements (IM). Darauf erfolgte die politische Zusage, dass jeder privat investierte Euro von Seiten der Stadt für die Schaffung einer Personalstelle verdoppelt wird (bis zu 100.000 Euro über drei Jahre).

So konnte im Mai 2017 das Innenstadt-Management etabliert werden, das seitdem als Bindeglied zwischen Privatwirtschaft und Verwaltung aktiv zur Entwicklung des öffentlichen Raums beiträgt. Schwerpunkt der Arbeit als zentrale Schaltstelle ist die Vermittlung und Koordination zwischen allen Beteiligten und die Unterstützung des Projektverlaufs im Bereich Leerstandsmanagement. Zu den einzelnen Bausteinen gehören eine aktuelle Leerstandsbörse und ein Zwischennutzungskonzept, unter anderem mit einem Pop-up Pavillion und entsprechenden Impulsprojekten.

Wichtig ist ebenso die Förderung der Einbindung von Kieler*innen und Gewerbetreibenden in den Umgestaltungsprozess, die Unterstützung des Informationsflusses zwischen Verwaltung und Gewerbetreibenden sowie eine aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, in der für die Innenstadt und ihre Angebote geworben wird.

Mit Stand April 2021 konnten bisher 25 Zwischennutzungsprojekte in 12 unterschiedlichen Immobilien umgesetzt werden. Eine davon ist der Pop-up Pavillon am Alten Markt. Eine rund 80qm große Fläche, die das IM seit März 2019 gemeinsam mit dem Referat Kreative Stadt angemietet hat und kostenfrei weitergeben kann. In dieser Fläche allein konnten bis jetzt 30 einzelne Zwischennutzungsprojekte beheimatet werden.

Weitere Erfolgsprojekte sind das Wohlfühl-Kaufhaus Kosmos mitten in der Hauptfußgängerzone sowie das in 2018 eingeführte Fahrtkosten-Rückerstattungssystem Parken Plus.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

  • 2016: Zusage Oberbürgermeister
  • Februar und März 2017: Konzepterstellung durch externes Beratungsbüro (Project M, HH)
  • März 2017: Eigentümer-Workshop (Konzeptvorstellung, Budgetakquise)
  • Mai 2017: Besetzung der Stelle als Innenstadt-Managerin und Aufnahme der Tätigkeit
  • Oktober 2017: Erstes Zwischennutzungsprojekt FUTUR 3 Festival, es folgten bis heute 25 Zwischennutzungen in 12 Immobilien (Stand März 2021)
  • März 2019: Eröffnung des Pop-up Pavillons als Langzeitprojekt mit 14-tägig wechselnder Bespielung eines festen Ortes
  • November 2019: Eröffnung KOSMOS als Langzeitprojekt: Konzept Store lokaler Anbieter*innen, Café, Eventlocation
  • Januar 2020: Händler*innen-Workshop „Vom Point of Sale zum Point of Experience“ als Auftakt zur Förderung der Digitalisierung des innerstädtischen Einzelhandels
  • März 2021: Ausbau des Innenstadt-Managements auf zwei Mitarbeiter*innen, jeweilige Aufgabenschwerpunkte: Intensivierung Zwischennutzung und Etablierung Ansiedlungsmanagement

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtverwaltung; Einzelhandel; Hotellerie / Gastronomie; Dienstleistungsunternehmen; Innerstädtische Einkaufszentren; Kammern und Verbände; Immobilieneigentümer

Konkret: Landeshauptstadt Kiel (insbesondere OB-Büro, Stadtplanungs-, Tiefbauamt); Kieler Wirtschaftsförderung; Industrie und Handelskammer zu Kiel; Handelsverband Nord; Haus & Grund Kiel; Kersig Immobilien GmbH; Förderkreis Kieler Altstadt e.V.; rund 20 aktive Immobilieneigentümer*innen (finanzielle Unterstützung, gemeinsame Zwischennutzungsprojekte); rund 10 aktive Makler*innen (Wissensaustausch, Zwischennutzungsprojekte); rund 50 aktive Händler*innen, Gastronom*innen und Dienstleister*innen (PARKEN Plus, Workshop-Beteiligung, Frühjahrsputz-Aktionen etc.); Zwischennutzer*innen; Mietinteressent*innen und künftig auch langfristige Nachmieter*innen

Aufwände

Personal:

  • Mai 2017 bis Oktober 2019: Teilzeitstelle (25, später 30 Stunden)
  • ab Oktober 2019: Vollzeitstelle
  • ab März 2021: zusätzliche Teilzeitstelle (25 Stunden)
  • Konzepterstellung durch Project M: einmalig ca. 35 Stunden

Insbesondere im zweiten Halbjahr 2016 und im ersten Halbjahr 2017 haben Mitarbeiter*innen von Haus & Grund Kiel sowie der Kersig Immobilien GmbH ebenfalls intensiv am Entstehungsprozess des Innenstadt-Managements mitgewirkt, dieser Zeitaufwand lässt sich nicht konkret beziffern.

Finanzen:

Das Budget setzte sich anfangs aus rund 30.000 Euro für die Umsetzung von Projekten und 30.000 Euro für die Personalstelle zusammen. Es war ein besonderer Deal zwischen Stadtspitze und privaten Unternehmen. Der Oberbürgermeister hatte für drei Jahre bis zu 100.000 Euro in Aussicht gestellt, wenn die Privatwirtschaft mitzieht und vorlegt. Das von Eigentümer*innen (hauptsächlich) und Maklerunternehmen eingesammelte Geld wurde dann von der Stadt verdoppelt.

Da das Innenstadt-Management offizieller Teil des Integrierten Entwicklungskonzepts für die Kieler Innenstadt ist, konnte das Geld bis auf Weiteres gesichert und sogar aufgestockt werden. Für dieses Jahr zunächst um eine Personalstelle.

Ab 2022 erhält das IM 50.000 Euro für die Umsetzung von Projekten plus die beiden Personalstellen (1 x Vollzeit, 1 x 25 Stunden). Zudem wird an der Erschließung einer Art „Innenstadt-Fond“ gearbeitet. Wenn das IM bei der langfristigen Vermietung von Immobilien aktiv beteiligt ist, soll die Provision mit den zuständigen Makler*innen geteilt werden. Dieses Geld flösse dann in den Innenstadt-Fond und würde für weitere innenstadtbezogene Projekte eingesetzt.

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

  • Alles ist besser als Leerstand?! Leider nicht. Zumindest nicht für die Immobilieneigentümer*innen. Ihnen den Vorteil von Zwischennutzungen nahe zu bringen, ist die größte Herausforderung.
  • Wichtig für ein erfolgreiches und „ruhiges“ Arbeiten ist die frühzeitige Kommunikation und Abstimmung des Aufgabenprofils gegenüber allen Beteiligten, insbesondere den Institutionen, mit denen sich Zuständigkeiten überschneiden wie z.B. Stadtplanungsamt, Wirtschaftsförderung, Eigentümer*innen und Makler*innen. Letztere werden gerne vergessen.
  • Wir haben mit 30.000 Euro pro Jahr begonnen (ohne Personalkosten). Damit kann man gut hinkommen, wenn man die Zwischennutzungsgebühren weitergibt und sich eher über Service, Beratung und als verbindende Schnittstelle zwischen den Akteur*innen auszeichnet. Umso wichtiger wird dann das Verhandlungsgeschick gegenüber Eigentümer*innen. Mit einer 30 Stunden-Stelle lässt sich die Palette Zwischennutzung, Belebung des Standorts, Weiterbildung der Betriebe (Stichwort Trends) und die Gründung neuer Kooperationsgemeinschaften für den Anfang gut bedienen.