Altenburg: FACKtory – die Zukunftsfabrik

Kategorie:

Organisation und Zusammenhalt

Erlebnis- und Lebensraum

Events, Belebung und Frequenz

Einwohnerzahl: 31.300
Bundesland: Thüringen
Jahr der Umsetzung: seit 2022
Projektvolumen:  bis 100.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Erfolgsmodell: Über 70 Veranstaltungen allein im Jahr 2023 wurden in der FACKtory durchgeführt.
  • Identifikation und gelungene Zielgruppenansprache: Von Beginn an wurden junge Menschen in die Planung des Zentrums einbezogen und gestalten es seitdem aktiv mit.
  • Vernetzung und Partnerschaften: Die FACKtory vernetzt Akteur*innen verschiedenster Bereiche – auch überregional.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Unterstützung junger Menschen bei ihrer Entwicklung zu selbstbestimmten und mutigen Stadtmacher*innen und der Umsetzung ihrer Ideen im Stadtraum.
  • Schaffung eines Anlaufpunkts, der für junge Menschen eine Schnittstelle für gesellschaftliche und politische Mitbestimmung darstellt.
  • Schaffung der Wahrnehmung als Teil einer gemeinsamen Generation durch das Aufeinandertreffen junger Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Kontexten.

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

In der Altenburger Innenstadt erschaffen sich junge Menschen des FACK e. V. zusammen mit vielen weiteren Partner*innen aus der Stadt die FACKtory – die Zukunftsfabrik. Im Zentrum der Zukunftsfabrik liegt ein offener Club mit Hauptraum, Lounge, Bar, Küche und Billardraum als Anlaufpunkt für junge Menschen von jedem gesellschaftlichen Kontext. Um diesen Club herum werden verschiedenste Entwicklungspfade etabliert, die es möglich machen, sich entlang eigener Interessen und Stärken weiterzuentwickeln. Dazu gehören Single-Working-, Co-Working- und Team-Working-Spaces, ein Podcast- und Tonstudio, ein Makerspace mit einem Laser, mehrere 3-Drucker und weitere Technik, eine Werkstatt, ein Außenbereich und vieles mehr.

In all diesen Bausteinen der FACKtory übernehmen verschiedene junge Menschen die Verantwortung, gestalten sie aus und erwecken sie mit eigenen Veranstaltungen zum Leben. Gleichzeitig ist die Zukunftsfabrik immer offen für neue Besuchende mit neuen Ideen, die sich den Ort aneignen. Nur so kann er für zukünftige Zielgruppen weiter relevant sein.

Zusätzlich werden im Zentrum der Stadt mit den Nachbar*innen das Quartier am oberen Markt gemeinschaftsstiftendes Element erschaffen, indem die Arbeit des FACK e. V. in ein Netzwerk mit dem Altenburger Hofsalon, dem Altenburger Familienzentrum, der Brüderkiche Altenburg, der Spielewelt „Yosephinum“, der neuen Stadtbibliothek und einem Fair-Trade-Laden eingebettet wird.

Die Gestaltung des Hauses lag dabei von Beginn an in den Händen der jungen Menschen. Rund 30 Personen folgten der öffentlichen Einladung und kamen zum Kick-Off-Termin. Dabei hatten sie unter Begleitung des Konzeptteams Zeit, durch das Haus zu gehen und ihre Gedanken spielen zu lassen. Im Anschluss wurden alle Ideen zusammengetragen,und entsprechend den Interessen an bestimmten Räumen Teams für diese gebildet. Diese Teams begannen dann mit der Detailplanung für die jeweiligen Räume.

Die FACKtory ist in der Regel Montag bis Samstag von 13:00 Uhr bis 19:00 Uhr geöffnet. Personen mit einem Schlüsselführerschein können sich auch außerhalb dieser Zeiten hineinlassen. Der Schlüsselführerschein ist ein dreistufiges Verfahren, dass ein junger Mensch entsprechend Verantwortung und daher Zugang zum digitalen Schloss des Hauses bekommen kann. 

Alle Tickets für den Aufenthalt in der FACKtory sind kostenlos. Das Tagesticket erhält man bei der schichthabenden Person. Es ist nur möglich zwei Tagestickets pro Woche zu erhalten. Wer öfters da ist, muss sich ein Wochenticket besorgen. Das Wochenticket erhält man über die Teilnahme an Projektveranstaltungen oder die Mitwirkung an Arbeitstreffen. Die Anpackertickets werden ausgegeben, wenn man in der FACKtory mit anpackt und hilft. Man kann sie sammeln und gegen Belohnungen eintauschen. Dieses System dient dazu die Nutzer*innen der FACKtory tiefer in das FACK-System und die aktivierende Arbeit zu integrieren.

Es sind alle Menschen, die die Werte und die Hausordnung der FACKtory einhalten in der FACKtory willkommen. Zudem ist es möglich, die FACKtory für private Veranstaltungen oder umfassendere Projekt-Events zu buchen, dies ist im Regelbetrieb jedoch nicht notwendig. Die einzige Ausnahme bildet seit Neustem aufgrund der großen Nachfrage der Nutzer*innen jedoch der Gaming-Room.

Die FACKtory wurde zudem in das Netzwerk der Lokallabore mitaufgenommen. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von offenen Makerspaces in Ostdeutschland, in denen junge Menschen moderne Technik kostenlos erproben und nutzen können.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

2021

  • seit Februar: Projektidee des FACK e. V. für einen Raum als Austragungsort für Projekte und als Identifikationspunkt für junge Menschen
  • August – September: Durchführung einer Onlineumfrage (240 Teilnehmer*innen) sowie von 42 Interviews mit jungen Menschen in verschiedenen Stadtvierteln Altenburgs durch den FACK e. V.
  • Oktober: Ansprache des Bundes- und den Landesverband der deutschen Schreberjugend, der Firma Lumentics und des AWA e.V. und damit Akquise von inhaltlichen Partner*innen, die das Projekt finanziell unterstützen möchten und die beim Auftreten gegenüber der Stadt dem Anliegen Gewicht verleihen würden
  • November – Dezember: Konzepterarbeitung durch den FACK e. V. und Einreichung

2022

  • Januar – Mai: Vorstellung des Konzeptes, Entscheidung, Nutzungsvereinbarung
  • Februar: Einreichen mehrere ESC-Förderprojektanträge für Vorhaben rund um das Gebäude (bspw. die Ausgestaltung eines Clubbereiches in der FACKtory)
  • 23. März: Vorstellung des Konzeptes vor dem Oberbürgermeister
  • 31. Mai: Unterzeichnung der Nutzungsvereinbarung mit dem Besitzer des Gebäudes durch den Bürgermeister; Schlüsselübergabe
  • 25. Juni: FACKtory Kick-Off und Bildung von mehreren Teams
  • Juli – Oktober: Instandsetzung des Gebäudes: Ausräumen, Weißen und Einrichten mit gesammelten Möbeln aus Privatbeständen
  • 21. Juli: 1. Quartierstreffen mit der evangelische Kirchgemeinde, dem Altenburger Hofsalon, dem Familienzentrum, der Stadtbibliothek, der Altenburger Spielwelt, dem Weltladen und dem Kulturmanagement der Stadt in der FACKtory, anschließend im nebenanliegenden Josephinum, dem Gebäude der neu entstehenden Spielewelt, sowie dem Hofsalon hinter der Brüderkirche
  • Oktober: Besuch des Fabmobils und damit einhergehende Entwicklung des Makerspaces
  • November – Dezember: Einrichtung der Arbeitstage und des Clubbereichs
  • Dezember 2022 – Januar 2023: Fertigstellung der Küche

2023

  • Januar – Februar: Einrichtung des Maker- und Mediaspaces im Nebengebäude der FACKtory mit Unterstützung durch das Netzwerk der Lokallabore; Aufnahme der FACKtory als Teil des Netzwerkes der Lokallabore
  • März – Juni: Entwicklung des Außenbereichs mit Hochbeeten, Sitzmöglichkeiten und einer Bühne
  • seit Juni: FACK your Friday
  • seit August: Makerspace Workshops und monatliche Erstellung eines Schichtplanes für Ansprechpersonen von Montag bis Samstag durch den Master of the House
  • September: Entwicklung des Schlüsselführerscheins
  • seit September: FACKademy Veranstaltungen
  • seit Oktober: FACKtory Stammtisch; Etablierung eines Ticket-Systems; Beginn der Arbeiten (Einrichtung eines Musik- und Sportraums, einer Moped-Werkstatt und verschiedene Lagerräume für Getränke, Arbeitsgeräte und E-Scooter)

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtverwaltung; Industrie- und Gewerbeunternehmen; Vereine; Bürgerschaft; Sonstiges

Konkret:

FACK e. V. (Projektträger); Stadtverwaltung Altenburg (Kooperationspartner beim Aushandeln der Nutzungsvereinbarung); Lumentics, Bundesverband und Landesverband der deutschen Schreberjugend e.V., AWA e.V., Theater Altenburg-Gera, Tanzraum Altenburg sowie zahlreiche junge Menschen (Entwicklung des Konzeptes, Raumpartner*innen, Umsetzer*innen der Projekte)

Aufwände

Finanziell:

Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf rund 12.000 Euro. Zudem wurden rund 38.000 Euro in Anschaffungen, Ausstattung und Infrastruktur des Gebäudes investiert. Über die Kinnings Foundation ist ein Master of the House als Minijob für ca. 6.000 jährlich beschäftigt. Dadurch ergeben sich Gesamtkosten von rund 59.000 Euro, die bisher in das Projekt investiert wurden. Nicht einberechnet sind dabei die Budgets der zahlreichen Veranstaltungen und Formate, die in der FACKtory stattfinden. Die Kosten werden teilweise durch den Verein selbst, teilweise über die eingeworbenen Fördermittel finanziert:

    • Mittel des europäischen Solidaritätskorps (ESC): 24 %
    • Bundesprojektförderungen und KJP-Projekte der Schreberjugend: 10 %
    • Stiftungsmittel verschiedener Stiftungen (DSEE, Kinnings Foundation, Beisheimstiftung über die Lokallabore): 42 %
    • Mittel lokaler Unterstützer*innen: 7 %
    • Eigenmittel: 5 %
    • Sonstiges (Spenden und Einnahmen über zeitlich begrenzte Mitnutzungen der FACKtory): 12 %

Personell:

Allein im Jahr 2023 fanden 70 Veranstaltungen in der FACKtory statt. Inklusive der Arbeitsstunden des Masters of the House und der zahleichen Ehrenamtler*innen, die sowohl Schichten als Ansprechpersonen übernehmen, als auch in zahlreichen Arbeitseinsätzen das Gebäude weiterentwickeln, kann von mindestens 1.500 Arbeitsstunden im Zeitraum von Juli 2021 bis November 2023 ausgegangen werden.  Zusätzlich werden zahlreiche Arbeitsstunden für die Vernetzung und gemeinsame Formate durch die Partner*innen im Quartier, in öffentlicher, kirchlicher oder freier Trägerschaft, zur Verfügung gestellt.

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

Langwierige Prozessabläufe, beispielsweise hinsichtlich eines Brandschutzkonzeptes und eines dazugehörigen Gutachtens oder kontextuelle Grenzen, wie die Nicht-Nutzbarkeit des vorherigen Internetanschlusses, oder der Denkmalschutz des Gebäudeäußeren, stellen eine Herausforderung für den Entwicklungsprozess dar. Zudem sprechen langwierige Planungs- oder Umsetzungsprozesse gegen die Ansprüche und Bedürfnisse der beteiligten jungen Menschen. Hierdurch mussten gut durchdachte Beteiligungsformate entwickelt werden. Gleichzeitig ist die FACKtory durch die Niedrigschwelligkeit zu einem Anlaufpunkt für junge Menschen geworden, die bisher kaum oder gar nicht an unsere Zivilgesellschaft teilhaben konnten. Das stellt die vor-Ort tätigen, jungen Verantwortungsträger*innen vor besondere Herausforderungen im Umgang mit dieser besonderen Zielgruppe.

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