Chemnitz: Mikroprojekte

Kategorie:

Erlebnis- und Lebensraum

Events, Belebung und Frequenz

Einwohnerzahl: 244.000
Bundesland: Sachsen
Jahr der Umsetzung: seit 2017
Projektvolumen: bis 50.000 €

Warum Best Practice?

  • Förderung der aktiven Einbindung von Bürger*innen in die Stadtgestaltung führte zu einer stärkeren Identifikation mit der Stadt.
  • Erfolgsmodell: 122 realisierte Mikroprojekte von 478 kreativen Bewerbungen setzen neue Impulse, um die Stadt nachhaltig kulturell zu bereichern.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Realisierung guter Ideen, die Kreativität, den Dialog und Gemeinsinn sowie moderne Kompetenzen und Themen mit europäischer Dimension im Stadtraum erlebbar machen
  • Belebung und Sichtbarmachung ungesehener Orte
  • Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

In Chemnitz setzten seit 2017 zahlreiche Mikroprojekte Impulse im gesamten Stadtgebiet und mittlerweile sogar darüber hinaus. Ausgewählte Vorhaben von Vereinen, Initiativen und engagierten Einzelpersonen aus sämtlichen kulturellen Bereichen werden finanziell bezuschusst.
Zwei Mal im Jahr haben alle Interessierten die Möglichkeit, ihr Mikroprojekt mit einer Projektskizze über ein Onlineportal einzureichen. Eine Jury, welche aus Kulturakteur*innen der Stadt und der Region besteht, wählt pro Runde 12 bis 14 Projekte aus.
In der Innenstadt laden Straßenkunstaufführungen, Ausstellungen oder performatives Flanieren mit einer Theatergruppe vorübergehende Personen zum Verweilen und Mitmachen ein. Doch auch in den Stadtteilen und an überraschenden Orten schaffen kleine Maßnahmen Lebensqualität. Es wird ein Bürgergarten errichtet, bemalte Stromkästen verschönern das Straßenbild, ein DJ verwandelt die Straßenbahn zum Club, ein Fahrradkino wird durch die radelnden Zuschauer*innen angetrieben. Bei kreativen Workshops, Picknicks und Konzerten entsteht Gemeinschaftsgefühl.
Die Mikroprojekte erhalten eine finanzielle Unterstützung von maximal 3.000 €. Bei der Umsetzung der Projekte werden die Akteure organisatorisch und durch Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Die Antragstellung sowie die Auszahlung des Projektgeldes erfolgen sehr niedrigschwellig. Selbst Projekte, die keine finanzielle Unterstützung bekommen, können auf Wunsch der Mitwirkenden begleitet und beraten werden. Denn im Mittelpunkt stehen die Vernetzung und Sichtbarkeit engagierter Akteure und guter Ideen. Das Engagement und die Kreativität sind ein großer Gewinn für die Stadtgesellschaft. Die Identifikation mit der Stadt wächst durch die eigenständige Auseinandersetzung mit konkreten Themen und Ideen. Einige der Mikroprojekte verstetigen sich und werden langfristig Teil der Chemnitzer Stadtkultur.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

Die Mikroprojekte haben sich seit 2017 in Chemnitz etabliert. Anlass war die Bewerbung von Chemnitz um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 und die vielen Ideen und Vorschläge, die dazu seitens der Bürgerschaft vorgelegt wurden. Vom Bewerbungsteam wurde ein Konzept entwickelt, das auf eine niedrigschwellige Antragstellung, auf eine unbürokratische schnelle Umsetzbarkeit der beantragten Maßnahmen und damit Vertrauen in die Akteure setzt. Das Konzept für die Mikroprojekte wurde in der Lenkungsgruppe als höchstes Gremium der Kulturhauptstadtbewerbung diskutiert und beschlossen. Das Engagement und die Kreativität in allen Bereichen der Stadtgesellschaft soll damit unterstützt werden.

Es gibt in der Regel jährlich jeweils im Frühjahr und im Herbst eine Ausschreibung. Das umsetzende Team Chemnitz2025 strukturiert einen Durchlauf in vier Projektphasen:

  • Anmeldephase: etwa 4-6 Wochen von Ausschreibungsbeginn bis Abgabeschluss. Kommunikation mit interessierten Einsendern, Koordination der Jury-Mitglieder und Jury-Treffen, kommunikative Begleitung der Ausschreibung (Presseauftakt, Bespielung Soziale Medien)
  • Sichtungsphase: ab Abgabefrist etwa 2 Wochen. Sichtung und digitale Aufbereitung der eingereichten Anträge, Vorbereitung der Jury-Treffen.
  • Entscheidungsphase: je nach Anzahl der eingereichten Anträge etwa 3-5 Wochen. Mehrere Jury-Treffen, kommunikative Begleitung
  • Akteurs-Phase: ab Jury-Entscheidung etwa 2 Wochen intensiv, dann fortlaufend begleitend. Die ausgewählten Projekte sollten im Normalfall innerhalb eines halben Jahres umgesetzt werden. Team Chemnitz2025 übernimmt die Pressearbeit (Mitteilung oder Konferenz, Vorstellung der Projekte) sowie die Kommunikation mit allen Akteuren. Beraten werden auch Projektinitiierende, die nicht für eine finanzielle Förderung ausgewählt wurden.

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtverwaltung; Industrie- und Gewerbeunternehmen; Vereine; Immobilieneigentümer; Bürgerschaft; Sonstiges

Konkret:

Die Koordination und Kommunikation zu den Mikroprojekten läuft über das Team Chemnitz2025. Es setzt sich zusammen aus dem Kulturbetrieb der Stadt, der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz2025 GmbH, dem Förderverein „FreundInnen der Europäischen Kulturregion Chemnitz 2025 e.V.“ und der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH sowie einer unabhängigen Jury. 

Die Mikroprojekte werden unter Einbeziehung unterschiedlicher Vereine, Institutionen, Dienstleistenden, Initiativen, Unternehmen und der engagierten Bürgerschaft umgesetzt.

Aufwände

Finanziell:

Pro Projektrunde standen jeweils 30-50.000 € zur Verfügung. Diese Summen wurden größtenteils aus kommunalen Mitteln der Kulturförderung bereitgestellt. In der letzten durchgeführten Runde beteiligte sich zudem der Freundeskreis der Kulturregion mit etwa einem Drittel der Kosten sowie die sich im Aufbau befindliche Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 GmbH. Diese wird die Mikroprojekte ab 2022 in ihren Aufgabenbereich integrieren.

Personell:

Der Zeitaufwand für Ausschreibung sowie die kommunikative Begleitung der Projektumsetzungen ist nicht zu unterschätzen:

  • Anmeldephase: 10h/Woche
  • Sichtungsphase: 15h/Woche
  • Entscheidungsphase: 10h/Woche
  • Akteurs-Phase: etwa zwei Wochen 20h/Woche, dann fortlaufend etwa 5h/Woche

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

  • Damit die schnelle Umsetzbarkeit der eingereichten Ideen gewährleistet ist, wird mit den Beteiligten eine Fördervereinbarung abgeschlossen, auf deren Basis die Mittel abgerufen werden können. Es soll eine konkrete Ansprechperson zur Begleitung und Unterstützung benannt werden.
  • Das Prinzip der Mikroprojekte wurde in die Kulturstrategie der Stadt Chemnitz übernommen. Dies führt dazu, dass die Beantragung kleiner Projekte auch unabhängig vom regulären Förderzeitpunkt möglich ist.