Ludwigsburg: Pop-Up Innenstadt

Kategorie:

Events, Belebung und Frequenz

Erlebnis- und Lebensraum

Stadtgestaltung und Immobilien

Einwohnerzahl: 94.100
Bundesland: Baden-Württemberg
Jahr der Umsetzung: seit 2021
Projektvolumen:  mehr als 100.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Erfolgsmodell und Steigerung der Aufenthaltsqualität: Pop-Up-Maßnahmen führen zu Verstetigungsansätzen und damit zu sichtbaren, dauerhaften baulichen Veränderungen im Stadtbild.
  • Vernetzung: Verbesserung der Zusammenarbeit und der Organisationskultur innerhalb der Verwaltung mit Fokus auf Flexibilität, Ausprobieren, Offenheit und Agilität.
  • Identifikation: aktive Einbindung der Zivilgesellschaft durch Beteiligungsformate während dem gesamten Prozess
  • Strategische Einbindung: die umgesetzten Maßnahmen und dadurch erzielten Ergebnisse werden zur Weiterentwicklung und Implementierung des Stadtentwicklungskonzeptes genutzt.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Entwicklung resilienter, nachhaltiger und zukunftsfähiger Lösungen für die Ludwigsburger Innenstadt
  • Aktivierung des Trialogs zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung
  • Etablierung und Förderung zukunftsfähiger Prozesse und Kooperationsstrukturen in der Ludwigsburger Innenstadt

    Projektbeschreibung

    Was ist unser Projekt? Worum geht es?

    Ziel des Projektes „Pop-Up-Innenstadt“ ist es, gemeinsam mit Bürgerschaft und Politik die Ludwigsburger Innenstadt für die Zukunft krisenfest und nachhaltig zu gestalten. Mit temporären Maßnahmen werden Ideen zur Verbesserung der Mobilität, der Klimaanpassung sowie zur Aufwertung und Belebung des öffentlichen Raums und des Einzelhandelsstandortes ausprobiert und getestet. Dabei werden die Pop-Up-Maßnahmen mit Blick auf ihre Verstetigung implementiert.

    Es stehen Plätze und Straßen im Blick, die zum einen das Stadtbild prägen und eine wichtige Rolle innerhalb des innerstädtischen Nutzungsgefüges spielen, zum anderen aber auch besonders problembehaftet sind (Hitze, mangelnde Aufenthaltsqualität etc.).

    Jede Pop-Up-Maßnahme wird durch innovative Beteiligungsformate (u. a. Workshop-Formate und Podiumsdiskussionen) begleitet, so dass die Bürgerschaft von der Ideenfindung bis hin zur Evaluation eingebunden ist. Auch werden lokale Agierende, beispielsweise im Rahmen von fachbereichsbergreifenden Arbeitsgruppen, in die Planung und Umsetzung involviert. Das gesamte Projekt baut damit auf einem neuartigen Trialog von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft (u. a. Bürgerschaft, Vereine, Organisationen, Unternehmen).

    Als Projekte beispielhaft genannt werden können der Arsenalplatz, welcher in einen Mini-Stadtpark verwandelt wurde, oder der Rathaushof, auf dem im Sommer verschiedene Beschattungen mit Belebungskonzepten getestet wurden. Im ersten Projektjahr wurde zudem eine Straße für einen Tag zum Erlebnis- und Aktionsraum. Im letzten Jahr verwandelte sich der Rathaushof durch Workshops und einen Hitzeaktionstag zum gemeinsamen Lehr- und Lernraum. Ebenso gehört die Interims-Bespielung eines brachliegenden Industrieareals am Bahnhof, dem Franck-Areal, zu den Pop-Up Maßnahmen. Darüber hinaus wurde ein Projektfonds eingerichtet, mit welchem die Einwohnerschaft eigene Projektideen umsetzen kann, und ehrenamtliches Engagement gefördert wird.

    In einem zwischen Bahnhof und Innenstadt installierter Zukunftscorner werden Informationen zu laufenden Projekten, Zukunftsthemen sowie Hinweise auf Beteiligungsmöglichkeiten an die interessierte Öffentlichkeit weitergeben. Die städtische Beteiligungs-Website (www.meinlb.de) wurde ebenso bespielt und bot durch Evaluationstools Feedbackmöglichkeiten.

    Projekt-Fahrplan

    Wie sind wir vorgegangen?

    2021

    • Ende 2020 – Frühjahr 2021: Projektidee der Stadtteilbeauftragten Innenstadt, angesiedelt im Referat für Stadtentwicklung, Klima und Internationales
    • 7. April: Mündlicher Bericht im Gemeinderat mit Vorstellung der Projektinhalte und Konzept
    • 19. Juni: Projektauftakt: 1. Bausamstag Karlsplatz – Umgestaltung des Karlsplatz zum Karlsgarten gemeinsam mit der Friedenskirche und Dezernenten
    • 3. Juli: 2. Bausamstag Karlsplatz – Fertigstellung der Maßnahme
    • August: Befragung Öffentlicher Raum – Kick-Off Auftakt
    • August – September: Bau Pop-Up-Arsenalplat
    • 16. September: Eröffnung Pop-Up-Arsenalplat
    • 19. September: Aktionstag Pop-Up-Wilhelmstraße – Umwandlung der Wilhelmstraße in eine große Spiel- und Bewegungsstraße

    2022

    • 21. Januar: Stadtmacherwerkstatt – Blick zurück auf die bisherigen Pop-Up Maßnahmen und nach vorn in die Zukunft: Ideen für die Pop-Up Maßnahmen 2022 gesammelt
    • Januar – März: Maßnahmenplanung 2022 – verwaltungsinterne Konzeption auf Grundlage der Ergebnisse der Stadtmacherwerkstatt
    • Mai: Vorbereitung Umgestaltung Franck-Areal – Ertüchtigung der Fläche
    • März: Startschuss Projektfonds – Call for Ideas
    • 5. April: Mündlicher Bericht Gemeinderat – Jahresrückblick 2021 und Ausblick 2022
    • 13.April: Graffiti-Workshop zur Gestaltung des Bauzauns am Arsenalplatz
    • 20. Mai: Eröffnung Pop-Up-Franck-Areal – Von Mai bis Oktober verschiedene Aktionen
    • Juni: Umbau Rathaushof
    • 20. Juni: Eröffnung Pop-Up-Rathaushof mit Lesung der Stadtbibliothek
    • Mai – September: Fortlaufende Belebung auf dem Pop-Up-Franck-Areal sowie dem Rathaushof mit diversen Aktionen
    • August – Oktober: Konzeption Pop-Up-Maßnahme 2023 – verwaltungsintern, Erarbeitung eines Beteiligungs-Fahrplans
    • 25./26. November: Franck-Werkstatt: Beteiligung zum Franck-Areal mit Baustein zu Pop-Up-Nutzung
    • 1. Dezember: Projektfonds: Kaffeekränzchen – niederschwelliges Kontaktangebot für Projektfonds-Anträge

    2023

    • März: Call for Ideas Franck-Areal Aktionen
    • 28. März: Projektfonds-Idee: Wimpel-Aufbau Holzmarkt
    • 21. April: Projektfonds-Idee: Gemeinsames Möbelbauen am Holzmarkt
    • 02. Mai: Eröffnung Rathaushof: Eröffnung des Pop-Up Bereichs auf dem Rathaushof mit Stadtstrand und Verschattungsmodule
    • 12. Mai: Eröffnung Hi.Franky (urbaner Stadtraum)
    • Mai: Projektfonds-Idee: Vorlesescheune „Geschichten in der Innenstadt“
    • 20. Juni: Projektfonds-Idee: Aufbau Spielstuhl-Sets im Arsenalgarten
    • 29. Juni: Interaktiver Workshop „Hitze trifft jeden anders“ zur Wissensvermittlung zum Thema individueller Hitzeschutz in Kooperation mit der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
    • 12. Juli: Beteiligung Rathaushof mit dem Beteiligungsmobil und kühlen Getränken auf dem Rathaushof
    • 19. Juli: Workshop mit einer Schulklasse und einer Kindergartengruppe zum Thema „Schattenqualität erforschen“ in Kooperation mit einer Architektin
    • 20. Juli: Wiederholung des Workshops mit einer Gruppe internationaler Studierender der Uni Stuttgart
    • 22. Juli: Hitzeaktionstag Rathaushof Ludwigsburg: Bespielung des Rathaushofes zum Thema urbane Hitzeinseln und Verschattung mit unterschiedlichen Akteur*innen
    • 08. September: Limo gegen Meinung: Wanderausstellung mit Beteiligung zum Abschluss des Projektes
    • 16. September: Pop-Aktion im Rahmen der Nachhaltigkeitstage: Wanderausstellung mit Beteiligung zum Abschluss des Projektes
      Seit Sommer: Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes für den Karlsplatz und dessen langfristiger Entwicklung (verwaltungsintern)
    • 26. September: „Pizza und Politik“: Podiumsdiskussion zum Thema Mobilität durch den Jugendgemeinderat LB

    Partnerschaften

    Wer war mit im Boot?

    Stadtverwaltung; Einzelhandel; Hotellerie/Gastronomie; Dienstleistungsunternehmen; Industrie- und Gewerbeunternehmen; Vereine; Bürgerschaft;

    Konkret:

    Stadt Ludwigsburg, Referat für Stadtentwicklung, Klima und Internationales (Initiation & Koordination); Gemeinderat, insb. Bauausschuss; STEP Innenstadt Projektgruppe Stadtverwaltung (Abstimmung der Planungen); Technische Dienste der Stadtverwaltung (Unterhaltung der Flächen); Land Baden-Württemberg; Ludwigsburger Innenstadtverein; Stadtteilausschuss Innenstadt; Studierendengruppe VHS; Stadtbibliothek Ludwigsburg; Friedenskirche (v. a. Umgestaltung Karlsplatz); Anwohnende Karlsplatz (v. a. Umgestaltung Karlsplatz); Weadyou; Simon Löchner, Graffitikünstler; Haus 23 (Zwischennutzer Franck-Areal); Jutta Breitschwerd, MeinLB; Karlshöhe Ludwigsburg; Vorlesescheune Ludwigsburg; Projektgruppe Holzmarkt; Quartiersgemeinschaft Quartier_E; Architekturkollektiv Just-add-people Berlin; Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Stuttgart; Jugendgemeinderat Ludwigsburg; AOK Ludwigsburg

    Aufwände

    Finanziell:

    Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf 392.240 € (inkl. Eigenmitteln).

    Die Stadt Ludwigsburg erhielt eine Zuwendung in Höhe von 299.740 € im Rahmen der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“ vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) / Bundesinstitut für Bau , Stadt- und Raumforschung (BBSR).

    Personell:

    Über die drei Projektjahre hinweg gab es eine Projektleitung sowie eine Projektmitarbeiterin mit ca. 80% Stellenanteil zusammen. Die Praxiserfahrung zeigte jedoch, dass die koordinierenden und steuernden Aufgaben deutlich mehr Kapazitäten einfordern als ursprünglich veranschlagt wurden.

    Darüber hinaus waren die Technischen Dienste Ludwigsburg im Auf-/Umbau und Abbau der Maßnahmen stark eingebunden. Die fachbereichsübergreifende Projektgruppe bestehend aus Mitarbeitenden aus Stadtplanung, Grünflächen und Wirtschaftsförderung, traf sich außerdem über den gesamten Projektzeitraum hinweg einmal wöchentlich . Punktuell wurde das Team von Praktikant*innen unterstützt, vor allem bei Veranstaltungen und Bürgerbeteiligungen.

    Gut zu wissen

    Unsere Tipps für Nachahmer

    • -Das Agile Arbeiten innerhalb der Verwaltung kann als Herausforderung angesehen werden: Veränderungen im öffentlichen Raum zu ermöglichen, wie auch die aktive Beteilung der Bürgerschaft im Planungsprozess zuzulassen, stellten zunächst für die verwaltungsinternen Strukturen eine Hürde da. Auch Abstimmungen mit der Straßenverkehrsbehörde, für die temporäre Maßnahmen zu Beginn ein völlig neues Testfeld waren, stießen zunächst auf große Hürden. „Planning-by-doing“ durch temporäres Ausprobieren (Pop-Up Maßnahmen) und das Entwickeln von Maßnahmen in Aktion stellten sich als gutes Tool heraus, um erste Veränderungen anzustoßen und so Schritt für Schritt die Verwaltung aber auch die Öffentlichkeit von Veränderungsmöglichkeiten zu überzeugen.
    • Grenzen der Umsetzbarkeit traten dahingehend auf, dass ohne die Bereitschaft der Interessensvertretungen im Innenstadtgebiet bzw. im direkten Umfeld der zu implementierenden Maßnahmen nur schwer Dinge in die Umsetzung kommen und eine grundsätzliche Bereitschaft auch vorab vorhanden sein muss. Dies zeigte sich besonders deutlich am Beispiel der Wilhelmstraße, wo Befürchtungen und Bedenken innerhalb der Politik zu groß waren und so die temporäre Maßnahme nicht durchgeführt werden konnte. Hier zeigten sich deutlich die Grenzen des Verwaltungshandelns auf.
    • Im Hinblick auf das Anstoßen und Aktivieren von bürgerschaftlichen Projekten in Bezug auf die Einrichtung des Projektfonds lässt sich festhalten, dass es nicht ausreicht lediglich finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Es bedarf niederschwelliger Kontaktmöglichkeiten, wodurch der Antragsprozess erleichtert wird (Kaffeekränzchen) sowie Unterstützung von Seiten der Verwaltung im Bewältigen der Genehmigungsverfahren. Dies speziell da es sich um Maßnahmen im öffentlichen Raum handelte.
    • Die Unterhaltungskosten sollten nicht unterschätzt werden. Personen zu finden, die den Unterhalt übernehmen, hat sich in der Innenstadt als schwierig erwiesen, sodass letztendlich die Kosten hierfür bei der Stadt verbleiben.
    • Auch sollte sich zur Einbindung aller Interessierten ein Konzept überlegt werden, da die Abstimmung mit allen Interessensgruppen bereits frühzeitig vor Implementation der Maßnahmen erfolgen sollte.