Freudenstadt: Pop Up Stores

 

Kategorie(n):

Standortförderung und Leerstand

Marketing und Kommunikation

Einwohnerzahl: 24.000
Bundesland: Baden-Württemberg
Jahr der Umsetzung: 2020
Projektvolumen: bis 50.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Erfolgsmodell: in sieben Leerständen wurden elf Pop Up Stores eingerichtet. Vier der Ladengeschäfte wurden trotz längerem Leerstand neu vermietet. Zwei der Pop Up Betreiber eröffneten dauerhafte Geschäfte in Freudenstadt. Überregionale Resonanz des Projekts in Fachartikeln und Auszeichnung mit dem Stadtmarketingpreis Baden-Württemberg 2021.

  • Strategische Einbindung: das Projekt ist aus dem Markenbildungsprozess entstanden und soll mit abwechslungsreichen Angeboten zum Imagewandel der Innenstadt beitragen.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Marketinginstrument: Die junge Art der Pop Up Stores soll die Innenstadt beleben und zum Imagewechsel der Stadt beitragen.
  • Aktives Leerstandsmanagement: Aufbau der Kontakte zu Eigentümern leerstehender Immobilien und Unterbreitung eines konkreten Nutzungs- und Unterstützungsangebots.
  • Gründungsförderung: Durch die temporäre Präsenz in der Innenstadt steigern junge Unternehmen ihren Bekanntheitsgrad und generieren Folgeaufträge. Ziel ist die dauerhafte Ansiedlung von Einzelhandelsgeschäften in der Innenstadt.

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

An wechselnden Locations beleben Pop Up Stores Leerstände in der Innenstadt von Freudenstadt. In den temporären Geschäften können Gründer*innen ihre Geschäftsidee ausprobieren. Das Entstehen der Pop Ups ist zeitlich gebündelt, so dass mehrere neue Angebote in der Innenstadt Besuchsgründe liefern. Oft handelt es sich um eine Mischung aus Kunst und Handel, bei denen der Herstellungsprozess beobachtet werden kann oder Mitmach-Möglichkeiten entstehen.

Mit den Eigentümern leerstehender Ladenflächen nimmt die Wirtschaftsförderung der Stadt Freudenstadt Kontakt auf. Es wird ein Mietvertrag abgeschlossen, der eine Untervermietung als Pop Up Store ausdrücklich vorsieht. Als Mietersatz erhalten die Eigentümer eine, aus dem Projektbudget der Wirtschaftsförderung finanzierte, Aufwandsentschädigung.

Aus einem Pool von Interessenten sucht die Wirtschaftsförderung Storebetreiber aus, die nach den Kriterien Ladengröße, Zeitraum und Sortiment zur Immobilie und dem Konzept passen. Mit den Betreibern werden verbindliche Öffnungszeiten festgelegt und zusätzliche Aktionen vereinbart, z.B. Vernissage, Workshops, Eröffnungsfeier oder Musik. Die Nutzung der Räumlichkeiten ist für die kostenfrei.

Die Pop Up Stores werden von FreudenStadtMarketing e.V. und Freudenstadt Tourismus vermarket. Zur Eröffnung der Stores wird die örtliche Presse eingeladen. Die Wirtschaftsförderung stellt den Betreibern Werbematerialien wie Flyer, Schaufensterbeklebung und das Pop Up Store Logo zur Verfügung.

Bei der laufenden Evaluation mittels eines Fragebogens bestätigen die Storebetreiber, einen guten Umsatz und langfristige Kundenbindung. Das Projekt eröffnet in der kleinräumigen Ladenstruktur in Freudenstadt neue Entwicklungspotentiale. Durch die Pop Up Stores erhalten mögliche Mieter Ideen zur Nutzung und Gestaltung lang leerstehender Flächen. Makler bescheinigen eine erhöhte Aufmerksamkeit für die eingebundenen Immobilien. Von dem Imagegewinn der Innenstadt profitieren auch die etablierten Einzelhändler in Freudenstadt.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

Im Jahr 2019 führten FreudenStadtMarketing e.V., Freudenstadt Tourismus und die Wirtschaftsförderung mit Vertretern des Einzelhandels und weiteren Innenstadtakteuren Workshops als Weiterführung des Markenbildungsprozesses durch. Das im Markenbildungsprozess entwickelte Moodboard hat zum Ziel, das Image der Stadt Freudenstadts hin zu „natürlich“, „lebendig“ und „spontan“ zu verändern. Aus den Workshops entstand die Projektidee zu den Pop Up Stores Freudenstadt, die zu diesem Imagewandel beitragen sollen.

Sommer 2019 bis Frühjahr 2020: Konzeptionsphase mit Recherche, Besichtigung von Beispielprojekten, Entwurf Werbematerial/Flyer. Verschiebung des Projektstarts durch den ersten Corona-Lockdown.

Juni 2020: ca. 4 Wochen Projektvorbereitung mit Rekrutierung der ersten beiden Pop Up Stores durch persönliche Ansprache, Kontaktaufnahme mit den ersten Vermietern, Organisation der Stores (Besichtigung, kleine Reparaturen, Fensterreinigung).

August 2020: Medienwirksamer Start des Projekts mit Eröffnung der ersten zwei Pop Up Stores. „Waldseifen“ entsteht für drei Wochen am Marktplatz, gefolgt von dem Store „Scriptorium“ eines lokalen Künstlers in der Lossburger Straße. Gleichzeitig startet die Betreibersuche durch einen öffentlichen Aufruf in Zeitung und Sozialen Medien. So kann ein Pool potenzieller Store-Betreiber*innen zusammengetragen werden.

November bis Dezember 2020: Als alternatives Angebot zum abgesagten Weihnachtsmarkt verteilen sich zeitgleich vier Pop Up Stores über die Innenstadt; „Die (5) Kunsthandwerkerinnen“, „Liebenzeller Marzipan“, die Nusswerkstatt „NUZZ“ und die Taschenmanufaktur „GUTOLI“. Leider kam es ab 16. Dezember zu einem Lockdown, wodurch die Besucherzahlen drastisch abnahmen.

Von August 2021 bis Ende 2021 entstehen vier Pop Up Stores in Freudenstadts Innenstadt. Es präsentieren sich der Besteckhersteller „Puresigns“, zwei Künstlerinnen mit „Allerlei-gefilztes und Stürmisch-buntes“, die „Blackworkers“ mit handgeschmiedeten Produkten für den Garten sowie das Fahrradgeschäft „Karacho Bikes“.

Neben zahlreichen Artikeln in der regionalen Presse (Schwarzwälder Bote, Südwest Presse), die jede Pop Up Store Eröffnung pressetechnisch begleitet haben, fand das Projekt auch überregional Beachtung. Der SWR Tübingen berichtete zweimal, das Projekt wurde in der Fachzeitschrift „Kommunal“ beschrieben und Artikel im IHK Magazin sowie im Online-Magazin „Wirtschaftskraft“ der Pforzheimer Zeitung veröffentlicht.

Im Dezember 2021 erhielten die Pop Up Stores Freudenstadt eine besondere Würdigung durch die Verleihung des Stadtmarketingpreises des Handelsverbands Baden-Württemberg in der Kategorie Mittelstädte.

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtverwaltung; Immobilieneigentümer; Sonstiges

Konkret: 

Abteilung Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung Freudenstadt; Stadtmarketingverein FreudenStadtMarketing e.V.; diverse private Immobilieneigentümer

Aufwände

Finanziell:

Die Realisierung der Pop Up Stores wird aus dem jährlichen Budget der Wirtschaftsförderung für Leerstandsmanagement finanziert.

  • Werbung: zum Start ca. 4.000 € (Flyer, Logo, Grafiken) und ca. 450 € je Store (Social Media, Logobeklebung am Schaufenster).
  • Grundmöblierung: Die Möblierung wird oft vollständig vom Store-Betreiber übernommen.
  • Aufwandsentschädigung Miete: 500 – 1.500 € je Store in Abhängigkeit der Laufzeit des Mietvertrags und der Höhe der individuell geminderten Miete.

Personell:

Wechselnde Mitarbeiter*innen der Wirtschaftsförderung wenden ca. 10% ihrer Stellenanteile für die Pop Up Stores auf. Für die Betreuung eines Stores fallen ca. 15 Std. an (Akquise Betreiber, Mieter, Gespräche, Organisation, Werbung).

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

  • Die Mietflächen werden oft sehr kurzfristig zur Verfügung gestellt, sodass ein kontinuierlicher Planungsprozess erforderlich ist. Empfehlenswert ist es, frühzeitig einen Pool potenzieller Betreiber aufzubauen, da sie unterschiedliche Anforderungen an den Beginn und die Laufzeit des Stores haben.
  • Das Pop Up Store Projekt lebt von Laufkundschaft und Besuchern in der Stadt, die bummeln und auf Entdeckungstour gehen möchten. Deshalb ist der Betrieb nur empfehlenswert, solange es keine Einschränkungen durch Coronaauflagen gibt – Maske und Registrierung sind kein Problem, Lockdowns und Aufrufe zur Einschränkung persönlicher Kontakte schon.