Donauwörth: Unser Stadtladen Donauwörth

Kategorie:

Innovation im Handel

Standortförderung und Leerstand

Organisation und Zusammenhalt

Einwohnerzahl: 19.500
Bundesland: Bayern
Jahr der Umsetzung: seit 2020
Projektvolumen: weniger als 5.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Identifikation: Breite Einbindung der Menschen vor Ort in die Konzeption
  • Partnerschaften: Präsentation von knapp 50 regionalen Anbietern
  • Erfolgsmodell: Eigenständige Finanzierung des Stadtladens & Frequenzbringer für die Innenstadt

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Versorgung der Innenstadtbewohner*innen mit Lebensmitteln, Drogerie- und Schreibwaren
  • Förderung regionaler Produzent*innen
  • Steigerung der Passantenfrequenz und Vergrößerung des Einzugsgebiets

    Projektbeschreibung

    Was ist unser Projekt? Worum geht es?

    Im Donauwörther Kernbereich leben viele Menschen, die im nahen Umfeld nicht fußläufig mit Lebensmitteln versorgt werden. Durch den Stadtladen wird das Handelsangebot ergänzt und die Innenstadtbewohner*innen mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgt. Regionale Anbieter*innen sind eingebunden, Eigenengagement wird gefördert und dabei das Thema Nachhaltigkeit umgesetzt.

    Im Stadtladen werden regionale Produkte von knapp 50 Landwirten bzw. Herstellern im Umkreis von 50 km vermarktet. Dies stärkt die lokalen Wertschöpfungskreise und spart lange Transportwege. Ergänzt wird das Warensortiment durch ein Bistro und regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen, die zusätzlich Frequenz bringen. Für den Betrieb des Stadtladens wurden 2 Vollzeit- und 5 Teilzeitstellen geschaffen.

    Die Bündelung vieler Angebote schafft einen zusätzlichen Impuls, die Innenstadt zu besuchen. Die Besucher*innenfrequenz in der Haupteinkaufsstraße Donauwörths stieg und weitere Läden und Dienstleistende siedelten sich umliegend an.

    Von Beginn an basierte der Stadtladen auf dem starken bürgerlichen Engagement: Bei der Konzeptionierung in Arbeitsgruppen, der Finanzierung durch Anteilsscheine und die Unterstützung im laufenden Betrieb durch Ehrenamtliche. Im Gesellschafterrat und den Arbeitsgruppen war von Anfang an klar, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt bei allen Entscheidungen sein wird. Weitere Maßnahmen zum Umweltschutz sind beispielsweise das Benutzen von Mehrweggeschirr und die Verwendung nicht mehr verkäuflicher Lebensmittel im Bistro.

    Mit dem Stadtladen Donauwörth entstand weit mehr als ein regionaler Lebensmittelladen: Er ist sozialer Treffpunkt sowie Identifikationsort für Donauwörth und somit „Lebensmittelpunkt“ der Stadt.

     

    Projekt-Fahrplan

    Wie sind wir vorgegangen?

    Ein Landwirt und ein Immobilieneigentümer in der Innenstadt kamen mit der Idee eines Stadtladens auf die City Initiative Donauwörth zu.

     

    Mai 2018: Beschluss im Vorstand, das Projekt Stadtladen zu unterstützen

    09.07.2018: Vorstellung des Projekts im Stadtrat, abends öffentliche Infoveranstaltung

    02.09.2018: Bürgerbefragung auf dem Ökomarkt

    20.11.2018: Gründungsveranstaltung der stillen Gesellschaft und Zeichnung der Anteilsscheine

    2019: Zahlreiche Tagungen der Arbeitsgruppen „BWL / Standort“, „Sortiment“, „Ladenbau“ und „Personal“, Besichtigungen von Ladenflächen, Akquise von Lieferanten

    15.06.2020: Gründung der „Unser Stadtladen Reichsstraße Donauwörth UG“

    Juli 2020: Unterzeichnung des Mietvertrags

    02.11.2020: Start des Umbaus

    20.12.2020: Eröffnung des Stadtladens

    Partnerschaften

    Wer war mit im Boot?

    Stadtverwaltung; Vereine; Kammern und Verbände; Immobilieneigentümer; Stiftungen; Bürgerschaft; Sonstige

    Konkret:

    City Initiative Donauwörth; Bürger*innen der Stadt Donauwörth und des Umlands (Anteilseigner*innen und Ehrenamtliche); regionale Lieferanten (im Umkreis von ca. 50 km); Donauwörther Unternehmer*innen (insbesondere Handwerker*innen); Dorfladennetzwerk Donauries; Transition Town Donauwörth; Stadtjugendpflege; Stiftung Sankt Johannes; Eine-Welt-Laden Donauwörth; Stadtbibliothek; städt. Kindergarten; IHK; HWK; Stadt Donauwörth

    Aufwände

    Finanziell:

    Die Gründungsanteile der City Initiative Donauwörth und der Stadt Donauwörth beliefen sich auf jeweils 600 €. Das Grundkapital für den Stadtladen in Höhe von 107.000 € wurde von den Bürger*innen in Form von Anteilsscheinen zusammengetragen. Die weiteren Gründungskosten wurden durch einen Kredit finanziert. Laufende Kosten für Personal, Miete usw. werden durch die Einnahmen des Stadtladens getragen.

    Personell:

    Personeller Einsatz für die Überzeugungsarbeit, die Gründung, den Verkauf der Anteile, die Suche nach geeigneten Räumen, Akquise von Lieferanten etc. und das „Tagesgeschäft“ von Juli 2018 bis Dezember 2020 ca. 5 Stunden pro Woche.

    Diese Arbeit wurde in jeder Phase von zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt, die sich vor der Gründung in den diversen Arbeitsgruppen (Sortiment, Personal, BWL und Ladenbau) engagiert haben und immer noch den Stadtladen in verschiedenen Bereichen wie in der Bistroküche, im Ladenbau, bei Veranstaltungen etc. unterstützen.

    Gut zu wissen

    Unsere Tipps für Nachahmer

    Die größte Herausforderung war die Suche nach einer geeigneten Ladenfläche, die von Januar 2019 bis Juli 2020 gedauert hat. Der Stadtladen sollte unbedingt in der Reichsstraße als Frequenzbringer angesiedelt werden. Hier waren die möglichen Flächen meist zu klein. Durch Persistenz und das gute Netzwerk an engagierten Ehrenamtlichen fand sich letztendlich eine geeignete Ladenfläche in den eigenen Reihen: Ein Einzelhändler bot seine an.

    Jetzt gilt es den Stadtladen zu halten, stets neue Ideen umzusetzen, das Sortiment zu ergänzen oder zu korrigieren, etc.  Die Bespielung des Ladens mit Veranstaltungen ist dabei nicht nur gute Außenwerbung, da man viele neue Besucher erreichen kann, sondern auch durch den Verkauf von Speisen und Getränken eine wichtige Einnahmequelle. Insbesonders bei Veranstaltungen, die auch durch zahlreiche Ehrenamtliche unterstützt werden.

    Die breite Einbindung der Bürger*innen und deren Engagement waren der kritische Erfolgsfaktor zur erfolgreichen Umsetzung. Dies gelang unter anderem durch zahlreiche Pressemitteilungen zu einzelnen Schritten und die sehr gute Zusammenarbeit mit den lokalen Medien. Auch die Informationsveranstaltung, Bürger*innenbefragung und weitere Flyer, Plakate, und Aufrufe trugen dazu bei.

    Die UG als Rechtsform wurde mit Hilfe eines Beraters ausgewählt und bietet z.B.  Vorteile bei der Haftung, sie kann mit den 3 Gesellschaftern (Stadt, CID und ein Vertreter der Anteilseigner) gut agieren und ist wesentlich einfacher als beispielsweise eine Genossenschaft.