Homberg (Efze): WANDELpfad und Co-Working Galerie

Kategorie:

Standortförderung und Leerstand

Stadtgestaltung und Immobilien

Erlebnis- und Lebensraum

Einwohnerzahl: 14.500
Bundesland: Hessen
Jahr der Umsetzung: seit 2021
Projektvolumen:  mehr als 100.000 Euro

Warum Best Practice?

  • Vernetzung: Stadträumliche Vernetzung bislang getrennter Teilbereiche der Stadt durch neue Wegeverbindungen entlang des WANDELpfades und Bildung neuer Akteursnetzwerke.
  • Strategische Einbindung: Das Projekt bündelt vielfältige Themen und multifunktional nutzbare Orte des Wandels. Es ist in das Entwicklungskonzept für das Altstadtquartier eingebunden, welches das übergeordnete Ziel verfolgt, die Altstadt zukunftsfähig zu machen.
  • Identifikation und gelungene Zielgruppenansprache: Bürger*innen wurden im Rahmen des Prozesses durch verschiedene Formate aktiv eingebunden und ermächtigt, den Wandel mitzugestalten.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Umnutzung von Ladenleerständen und Schaffung dritter Orte als öffentlich zugängliche und multifunktionale Orte des Austauschs und der kulturellen Nutzungen und damit Aktivierung der Stadtgesellschaft
  • Verbesserung stadträumlicher Vernetzung bislang getrennter Teilbereiche der Stadt durch neue Wegeverbindungen entlang des WANDELpfades und Bildung neuer Akteursnetzwerke
  • Entwicklung und Erprobung von neuen Nutzungskonzepten und damit Schaffung von Impulsen für den öffentlichen Diskurs im ländlichen Raum unter dem Motto „Homberg – Von der Kleinstadt zur WANDELstadt“ zur Sensibilisierung für das Thema Krisenfestigkeit in der Stadtentwicklung

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

Homberg (Efze) ist stark von demografischem Wandel, Leerstand in Handel und Gastronomie und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel beschleunigt. Während der Corona-Pandemie gab es zahlreiche temporäre Aktionen zu Kunst und Kultur, um die Innenstadt zu beleben. In diesem Zusammenhang sind „FreiRaumStationen“ entstanden, die brachliegende und ungenutzte Flächen aus dem kommunalen oder privatem Immobilienbestand mit neuen Ideen und innovativen Akteur*innen bespielten. Es fanden dort Kunstaustellungen, Lesungen, Kochaktionen, Workshops und viele andere Aktionen statt. Auch die Potenziale der Stadt als Wohnort, die an Attraktivität gewinnt, wenn mehr Orte für Kunst und Kultur auf dem Land geschaffen werden, ließen sich entdecken.
Mit dem Projekt „WANDELpfad und Co-Working Galerie“ baut die Stadt Homberg (Efze) auf diesen erfolgreichen ersten temporären Maßnahmen auf und verstärkt den Schwerpunkt Kunst und Kultur. Dadurch sollen Potenziale und Strategien einer auf Resilienz fokussierten Stadtentwicklung in Homberg beispielhaft für eine Kleinstadt im ländlichen Raum aufgezeigt werden.
Als zentrale Projektbestandteile werden zwei Maßnahmen umgesetzt:
Zum einen wurde der WANDELpfad als quer zu autoorientierten Straßen verlaufende und barrierefreie Wegeverbindung für Fußgänger*innen entwickelt. Er verbindet dabei insgesamt elf Orte und führt von der Hohenburg bis zu den Efzewiesen. Teilstücke des Pfades sind durch eine Beklebung des Pflasters sichtbar gemacht, die Besucher*innen erhalten mithilfe von Schildern Auskunft über die Orte. Der WANDELpfad ist ein Weg der Veränderung, der am besten gemeinsam begangen wird. Dies spiegelt sich in den verschiedenen Spaziergangsformaten wider, die Interessierte aus Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung zu den verschiedenen WANDELorten nimmt und dabei die Besonderheiten, städtebaulichen Fakten und die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Stationen erklärt. Diese decken eine Vielfalt an fachlichen Themen ab. Transformation und das gemeinsame Handeln wird durch den WANDELpfad erlebbar. Zugleich soll sich die Kernstadt hierdurch besser an Naherholungsräume anbinden, indem Barrieren nach und nach verschwinden.
Zum anderen wird ein zentral in der historischen Altstadt gelegener Leerstand, das ehemalige Schuhhaus KOCH, als Co-Working Galerie in einen multifunktionalen Ort des Austausches, des digitalen Arbeitens und der kulturellen Nutzungen verwandelt und öffentlich zugänglich gemacht. Die Räumlichkeit wird über die verbesserte Wegverbindungen durch den WANDELpfad in den Ort integriert. Sie dient als Zentrale des WANDELpfads und beinhaltet eine Ausstellung zum Prozess und den hierdurch entstandenen Fortschritt.
Während des Projektzeitraums wird das KOCHs als Veranstaltungsort für verschiedene Formate genutzt. So fand dort beispielsweise die Foto-Ausstellung „Feels like Hessen“ von der Hessen Agentur und die Kunstausstellung der Homberger Kunstgalerie statt. Zudem wurden dort verschiedene Aktionen und Vorträge zu den Themen des WANDELs mit Schwerpunkt auf Stadtentwicklung durchgeführt. Die regelmäßig durchgeführte Pop Up Bar wurde für den niederschwelligen Austausch mit Bürger*innen genutzt. Ergänzt werden diese temporären Aktionen durch die Durchführung des Sundowners auf der Burg (jeden 1. Freitag im Monat) als eine Art After-Work-Party mit Live-Musik.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

2021

  • Ab Mai: Vorbereitung und externe Vergabe der Projektsteuerung des Gesamtprozesses
  • Ab Juni: externe Beauftragung und Erarbeitung einer Studie für einen möglichen neuen Stadtzugang
  • Juni 2021 – Juli 2023: Verhandlungsgespräche mit dem Eigentümer des Gebäudes für den „Neuen Stadtzugang“
  • Ab Oktober: Gründung einer Projektsteuerungsgruppe und Entwicklung konkreter Ideen für temporäre Aktionen; Konzeptentwicklung WANDELpfad

2022

  • April: Externe Beauftragung für die Konzeptentwicklung der temporären Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit
  • Mai: Eröffnung des KOCHs zum Tag der Städtebauförderung
  • Juni: Theateraufführung „Die Wunderübung“ der kleinen Bühne im KOCHS
  • Juli: Durchführung der Fachwerktriennale mit Spaziergang auf dem WANDELpfad zum Thema „Strukturwandel und Leerstandsaktivierung im Baudenkmal“ und im KOCHs; externe Beauftragung für die Evaluation und Verstetigungskontrolle des Gesamtprojektes
  • September: Dr. Willy Roggensüß präsentiert erstmalig sein gebrautes Bier in der Pop Up Bar im KOCHS und Durchführung eines Stadtpolitischen Workshops zur „Entwicklung des ehem. Klinikareals“ im KOCHs
  • Oktober: Ausstellung zum Kalenderwettbewerb „Feels like Hessen“ von der Hessen Agentur
  • Dezember: Kunstausstellung der Homberger Kunstgalerie
  • 15. Dezember: Zwischenpräsentation zum Projekt im KOCHs

2023

  • Februar: Neues Format der Impulsvorträge startet mit dem Vortrag „Alte Möbelfabrik“
  • 29. – 31. März: Durchführung der nationalen Cittaslow-Tagung im KOCHs
  • Mai: Pflanzenaustausch im Gemeinschaftsgarten und Durchführung einer Summerschool mit Studierenden der Uni Heidelberg zu Stadtentwicklungsthemen
  • Juni: Impulsvortrag zum Gemeinschaftlichen Wohnprojekt „Alte Feuerwache“ aus Weimar
  • 12. – 13. Juni: Durchführung einer Transferwerkstatt „Mobilität in ländlichen Räumen“ im KOCHs
  • Juli: Beschluss durch die Stadtverordnetenversammlung zum Kauf des Objekts in dem zukünftig ein neuer Stadtzugang entstehen soll
  • Juli – September: Durchführung einer Kunstwerkstatt zum Thema Zucker:Erben im KOCHs
  • 28. September: Ausstellungseröffnung Master-Thesis der Uni Heidelberg zur Entwicklung des Feuerwehrstützpunkt
  • Oktober: Markierung des WANDELpfads und der einzelnen Stationen
  • 1. Oktober: Eröffnung des WANDELpfads

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtverwaltung; Dienstleistungsunternehmen; Vereine; Immobilieneigentümer; Bürgerschaft

Konkret:

Stadt Homberg (Efze), Fachbereich Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Tourismus ( Initiator und Projektträger); ANP – Architektur- und Planungsgesellschaft mbH (Projektsteuerung); Die Zukunftsoptimisten (Temporäre Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und Evaluation); MarktCampus mit MachWerk und Fachwerkerei (Co-Working Space & Quartierswerkstatt); Die alte Möbelfabrik; Eigentümer des ehemaligen Schuhhaus KOCH; Jugendzentrum „Altes Gaswerk“; Gemeinschaftsgarten; Zivilgesellschaft

Aufwände

Finanziell:

  • Projektsteuerung Gesamtprozess: rund 127.000 €
    • Projektsteuerung
    • Konzeptentwicklung/Planungsleistungen Neuer Stadtzugang
    • Gestaltungsbeirat
    • Personalkosten (städtisch)
  • Bauleistung „Neuer Stadtzugang“: rund 165.000 €
    • Umbau
    • Personalkosten (städtisch)
  • Temporäre Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit: rund 27.200 €
    • Temporäre Aktionen
    • Personalkosten (städtisch)
  • Evaluation & Verstetigungskontrolle: rund 14.200 €
    • Evaluation
    • Personalkosten (städtisch)

Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf 334.375,01 EUR.

Die Stadt Homberg (Efze) erhielt eine Zuwendung in Höhe von 127.000 EUR im Rahmen der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“ vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) / Bundesinstitut für Bau , Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Personell:

Es wurde eine halbe Personalstelle für die Vorbereitung und die Durchführung des Projekts benötigt. Es wurde aber keine Personalstelle dafür geschaffen.
Das Projekt läuft seit 2021. Pro Monat sind durchschnittlich 30 benötigte Arbeitsstunden angefallen.

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

Der politische Wille zur Unterstützung des Projekts war von Anfang sehr bedeutend. Ohne politische Zustimmung bei der Förderantragsstellung, wäre eine Realisierung des Projekts nicht möglich. Mit der Politik gemeinsam konnten wichtige Grundsteine für die Realisierung gelegt werden, z. B. auch die Anmietung des ehemaligen Schuhhauses.
Das Besondere an diesem Projekt ist allerdings, dass die Politik nicht direkt bei der Umsetzung der Projekte beteiligt ist. Die Konzeptentwicklung und die Organisation der einzelnen Maßnahmen erfolgten durch die Verwaltung, die beauftragten Büros und der Zivilgesellschaft. Hierfür finden regelmäßig Abstimmungstermine statt. Die politischen Vertreter*innen wurden über Sachstandsberichte informiert und immer gesondert zu den Aktionen wie WANDELpfad-Spaziergänge, Pop-Up Bar, Zwischenpräsentation etc. eingeladen.