Würzburg: WüLivery – Sie shoppen, wir liefern!

Kategorie:

Innovation im Handel

Mobilität und Erreichbarkeit

Einwohnerzahl: 127.900
Bundesland: Bayern
Jahr der Umsetzung: seit 2020
Projektvolumen: bis 50.000 €

Warum Best Practice?

  • Erfolgsmodell: Zahlen belegen den Erfolg auf beiden Seiten, WüLivery wird sowohl von Unternehmer*innen als auch Kund*innen sehr gut angenommen und konnte sich als neues Angebot schnell etablieren
  • Innovation: Niedrigschwelliges System erleichtert die Teilnahme für Unternehmen
  • Weiterentwicklung: Schnelle Anpassung an Corona-bedingte Änderungen sowie geplante Ausweitung des Liefergebiets auf umliegende Gemeinden im 10km-Umkreis
  • Partnerschaft: Starkes Signal der Stadt an den Handel durch kurzfristige und wiederholte Unterstützungen

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Unternehmen erreichen die Kund*innen auf diesem neuen Vertriebsweg auch ohne Onlineshop
  • Bestellte Ware wird 100% emissionsfrei taggleich geliefert
  • Convenience: gekaufte Ware wird den Kund*innen am selben Tag bequem nach Hause bzw. Tourist*innen an die Hotelrezeption geliefert

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

In Würzburg verbindet man Same-Day-Delivery zunehmend mit Nachhaltigkeit und lokalen Produkten. Seit November 2020 gibt es im Stadtgebiet dank WüLivery eine 100% emissionsfreie taggleiche Lieferung per Fahrradkurier mit zuverlässig schneller, umweltfreundlicher Zustellung zur Unterstützung des lokalen Handels.

Ursprünglich als Shop & Drop Service für Einkaufende und Tourist*innen entwickelt, wurde mit der Corona-Krise schnell klar, welch hohen Nutzen WüLivery für Handel und Konsument*innen hat: Im Lockdown bietet WüLivery die Möglichkeit, den Kund*innen telefonisch oder online bestellte Waren nach Hause zu liefern und zwar auch ohne eigenen Online-Shop. Der stationäre Handel bleibt dadurch erreichbar und bietet eine lokale, nachhaltige Alternative zum Onlineshopping. Bestellungen, die bis 16 Uhr eingehen, sind am selben Tag bis 19 Uhr beim Kunden.

Eine kurzfristige Förderung des Projekts über die städtische Wirtschaftsförderung ermöglichte kurz nach dem Start die kostenfreie Lieferung bis Heiligabend. Diese Unterstützung war v.a. durch den neuerlichen Lockdown vor Weihnachten wichtig für Kund*innen und Händler*innen und trug entscheidend zum Erfolg und zum Bekanntheitsgrad des Projekts bei. Für die Zeit nach Weihnachten legte die Stadt per Stadtratsbeschluss noch einmal nach und ermöglichte übergangsweise die Lieferung zum Preis von 2 statt 4,50 Euro.

In den ersten vier Monaten wurden über 4.000 Bestellungen ausgeliefert, es beteiligen sich ca. 100 Unternehmen verschiedenster Branchen. In der Vorweihnachtszeit wurden in der Spitze bis zu 730 Bestellvorgänge pro Tag ausgelöst, seitdem liegt man bei täglich 40-100 Lieferungen.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

  • 2016: Ursprüngliche Idee, Namensfindung und Erstkonzeption
  • 2016 – 2019: Suche nach passendem Logistikpartner
  • Oktober 2019: Finden des passenden Logistikpartners (Radboten GbR)
  • Oktober 2019 – Februar 2020: Modifikation des Konzepts und Anpassung auf die Struktur und Belange des Logistikpartners, parallel Gespräche mit Stadtverwaltung, Handelsverband und ausgewählten Einzelhändlern
  • Februar/März 2020: Re-Design des Logos und Gestaltung der Werbemittel und der Website; zunächst geplanter Start um Ostern wurde verschoben aufgrund der Corona-Pandemie
  • Februar – September 2020: Akquise der teilnehmenden Unternehmen
  • September 2020: Druck der Werbemittel und Launch der Website
  • Geplanter Start verkaufsoffener Sonntag Ende Oktober 2020, erneut verschoben aufgrund der pandemiebedingten Absage des verkaufsoffenen Sonntags
  • November 2020: Start des Projekts medienwirksam zum Black-Friday (27.11.2020) mit insgesamt ca. 50 Lieferungen am Black-Weekend und ca. 50 Unternehmen.
  • November/Dezember 2020: Aufwändige Medienkampagne über alle Kanäle (Tageszeitung, Wochenzeitungen, Lokal-Radio, Lokal-TV) im Volumen von ca. 30.000 EUR (Kosten wurden etwa hälftig mit der Stadt Würzburg geteilt). Zweck der Kampagne: Bekanntmachung des Projekts bei den Bürger*innen und bei den Unternehmen, auch um den Druck auf die Unternehmen zur Teilnahme zu erhöhen. Tenor: Selbst wenn der Kund*in schon im Laden steht, kann sich der Unternehmer noch niedrigschwellig telefonisch sofort die Lieferung beauftragen.
  • Dezember 2020: nahezu exponentielle Steigerung der Zustellaufträge, ab dem Lockdown am 14.12. täglich über 300 Aufträge bei ca. 100 teilnehmenden Unternehmen (22. Dezember 2020: Über 730 Lieferaufträge an diesem Tag)
  • Erkenntnis: Maximalkapazität von WüLivery liegt bei voller personeller Auslastung des Logistikpartners bei ca. 500 Lieferungen am Tag. – Folge: um alle potentiellen Weihnachtsgeschenke vor dem Heiligen Abend ausliefern zu können, keine Auftragsannahme am 24.12. sondern nur Auslieferung
  • Seit Januar 2021: Nach dem Weihnachtslockdown haben sich die Lieferaufträge bei ca. 40 – 100 pro Tag eingependelt.
  • Ausblick: Juli/August 2021: Einbindung der näheren Umlandgemeinden mit Entfernung bis ca. 10 km geplant.

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Stadtmarketingverein; Stadt Würzburg; Einzelhandel; Dienstleistungsunternehmen; Kammern und Verbände

Konkret: Stadtmarketing „Würzburg macht Spaß“ e.V., Stadtverwaltung/Wirtschaftsförderung; Radboten GbR Würzburg; Handelsverband Bayern – Bezirk Unterfranken; ca. 100 teilnehmende Unternehmen (hauptsächlich Einzelhandel, aber auch einige Dienstleister) aus Würzburg (Stand: März 2021)

Aufwände

Stadtmarketing „Würzburg macht Spaß“ e.V.:

  • Grafikkosten: 1.500 EUR, Webhosting und Co: 200 EUR, Druckkosten: 1.500 EUR
  • Promokosten: 600 EUR, Werbekampagne: 12.000 EUR

Stadt Würzburg:

  • Komplettübernahme der Lieferkosten im Dezember bis Hl. Abend: ca. 8000 Euro
  • Teilübernahme der Werbekosten, ebenfalls durch die Wirtschaftsförderung: ca. 12.000 Euro
  • Teilübernahme der Lieferkosten per Stadtratsbeschluss (2,50 Euro Zuschuss pro Lieferung bis max. 12.500 Euro, d.h. max. 5000 Lieferungen). Da diese Summe nahezu ausgeschöpft ist (Stand April 2021), soll die Förderung in einer der nächsten Stadtratssitzungen erneut auf die Tagesordnung und entsprechend aufgestockt und bis Ende des Jahres verlängert werden.

Radboten GbR:

  • Webdesign: 1.800 EUR
  • Programmierung Webportal zur Auftragsannahme: 1.000 EUR
  • Monatliche Kosten Webportal zur Auftragsannahme: 80 EUR

Handelsverband:

  • Druckkostenzuschuss: 400 EUR

Zeitaufwand

  • „Würzburg macht Spaß“ e.V.: für Planung, Projektentwicklung, Werbemittelgestaltung und Teilnehmerakquise ca. 50 Arbeitstage.
  • Stadt Würzburg/Wirtschaftsförderung: für Planung, Projektentwicklung, Werbemittelgestaltung und Teilnehmerakquise ca. 30 Arbeitstage.
  • Radboten: für Projektentwicklung, Werbemittelgestaltung und Projektumsetzung ca. 25 Arbeitstage (ohne Tagesgeschäft = tägliche Auftragsannahme und tägliche Lieferung)

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

  • Ab Stadtgröße 40.000 besser 50.000 Einwohner geeignet
  • Mindestens 30-40 teilnehmende Unternehmen
  • Grundsätzlich ist es immer die freie Entscheidung des Händlers, wieviel er von den Lieferkosten weiterberechnet oder als Service für seine Kund*innen übernimmt.
  • Sinnvoll: Funktionierender bereits existierender (Rad)Kurierservice
  • Hilfreich: Universitäts-/FH-Standort, um Radkuriere auf Aushilfsbasis zu finden