Aachen: Innenstadtmorgen – Tool-Box für die Innenstadt

Kategorie:

Organisation und Zusammenhalt
Events, Belebung und Frequenz
Marketing und Kommunikation

Einwohnerzahl:
261.126

Bundesland:
Nordrhein-Westfalen

Jahr der Umsetzung:
seit 2022

Projektvolumen:
mehr als 100.000 €

Warum Best Practice?

  • Strategische Einbindung: der Zukunftsprozess Innenstadtmorgen gestaltet die Stadtmitte als lebendigen, vielfältigen und inklusiven Raum – gemeinsam und auf Augenhöhe getragen durch Stadtgesellschaft und Stadtverwaltung.

  • Beteiligung und Teilhabe: die Tool-Box ist ein Katalog an Förder- und Unterstützungsprogrammen, über die Bürger*innen und Akteur*innen aus Handel, Gastronomie, Vereinen, Kultur, Kreativszene u. v. m. eingeladen sind, sich mit Ideen einzubringen und mit eigenen Projekte in der Innenstadt aktiv zu werden.

Zielstellung

Was wollen wir erreichen?

  • Ein gemeinsames Leitbild für die Innenstadt entwickeln und Kräfte bündeln
  • Einen Rahmen zum Mitmachen und Mitreden anbieten und Selbstwirksamkeit fördern
  • Die Innenstadt kurzfristig mit vielen individuellen Maßnahmen beleben

Projektbeschreibung

Was ist unser Projekt? Worum geht es?

Bei Innenstadtmorgen geht es darum, möglichst viele Akteur*innen in die Gestaltung der Aachener Innenstadt einzubeziehen und ihnen einen wachsenden Rahmen an Mitmach-Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

 Im Jahr 2022 wurde in Aachen der Zukunftsprozess Innenstadtmorgen angestoßen. Als Ergebnis der 1. Prozessphase wurden in einer Innenstadt-Charta Leitlinien festgelegt, aus denen heraus konkrete Maßnahmen entstehen. Ziel ist es, die Entwicklung der Innenstadt mit gemeinsamen Kräften aktiv voranzutreiben und den Bürger*innen einen wachsenden Rahmen zur selbstwirksamen und eigenständigen Mitgestaltung zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet: Mit Innenstadtmorgen werden die Aachener*innen selbst aktiv. Denn neben großen Projekten, Strategien und Events braucht es vor allem kreative und spontane Impulse aus der Stadtgesellschaft selbst, von den Menschen, die Aachen ausmachen.

 Um die vielen Beteiligungs-Möglichkeiten in ihrer Bandbreite transparent zu machen, hat das Citymanagement der Stadt Aachen die „Tool-Box für die Innenstadt“ zusammengestellt.

Es handelt sich um eine Sammlung (als Printprodukt und digital) aller verfügbaren Förder- und Unterstützungsprogramme für Bürger*innen sowie Akteur*innen aus Handel, Gastronomie, Vereinen, Kultur, Kreativszene u. v. m.

Die Tool-Box besteht aus den drei Kategorien Raum, Geld und Dialog. Leitfragen für Nutzer*innen sind: Wo kann ich Freiflächen und Leerstände mit meinen Ideen beleben? Welche finanzielle Unterstützung gibt es für meine Vorhaben? Welche Angebote zum Mitreden kann ich konkret in der Innenstadt nutzen?

Die bisher 17 Instrumente greifen u.a. bei der Leerstandsbelebung, Grünflächennutzung, Kulturförderung, Dialog- und Beteiligungsformate oder der Einrichtung von Begegnungsorten.

Durch die Tool-Box von Innenstadtmorgen wird also eine Vielzahl an flankierenden Impulsmaßnahmen generiert, die eine kurzfristige, abwechslungsreiche und oft temporäre Belebung der Innenstadt ermöglichen. Eine inspirierende, interaktive Karte zeigt die stetig wachsende Auswahl an umgesetzten Maßnahmen.

Am Beispiel eines konkreten Tools – dem „Guten Abend, Aachen“-Fonds – lässt sich die Wirksamkeit des Mitmach-Ansatzes veranschaulichen. Allein in den zwei Förderphasen 2023 und 2024 konnten 104 Anträge bewilligt und von Bürger*innen in der Innenstadt umgesetzt werden. Daraus resultierten über 200 einzelne Maßnahmen vom Orchester im Matratzenladen über Straßenfeste und Kunstaktionen bis zum Jazzabend beim Optiker. Das Fördervolumen des Fonds beträgt 150.000 Euro pro Jahr.

Projekt-Fahrplan

Wie sind wir vorgegangen?

  • 2022-2023: 1. Phase „Zukunftsprozess Innenstadtmorgen“
    • Auftakt und Entwicklung von Leitlinien in der „Innenstadt-Charta“, die als Ergebnis der 1. Prozessphase den Rahmen für den weiteren Prozess bildet.
    • 9.Oktober 2024: politischer Beschluss der Innenstadt-Charta als allgemeines Leitbild für die Innenstadtentwicklung
  •  2024-2025: 2. Phase „Zukunftsprozess Innenstadtmorgen“
    • Umsetzung und Kommunikation der Innenstadt-Charta
    • und Entwicklung der Tool-Box für die Innenstadt:
    • ab 01/25 Konzeptentwicklung der Tool-Box
      • März 2025 Sichtung und Auswahl der aufzunehmenden Tools
      • April 2025 Stakeholder-Workshop mit Vorstellung eines Prototyps
      • ab 04/25 Zusammenstellung der Inhalte für die Tool-Box
      • ab 05/25 Layout der Tool-Box
      • Juni 2025 Druck der Tool-Box
      • Juni 2025 parallel Relaunch von innenstadt-morgen.de
  •  Ab 2026 wird Innenstadtmorgen ohne formelle Prozessphasen dauerhaft verankert.

Partnerschaften

Wer war mit im Boot?

Bürger*innen, Stadtverwaltung, Einzelhandel, Hotellerie/Gastronomie, Dienstleistungsunternehmen, Innerstädtische Einkaufszentren, Vereine, Kammern und Verbaände (IHK, HWK, Handelsverband, etc.), Immobilieneigentümer

Konkret:

  • Federführung Stadt Aachen, Citymanagement

  • Im Zukunftsprozess Innenstadtmorgen haben über 350 Partner*innen und Multiplikator*innen aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtgesellschaft teilgenommen bzw. nehmen weiterhin teil. Es wurde Wert daraufgelegt, dass nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ mitwirken, sondern auch kleinere Vereine, Institutionen und Interessengemeinschaften aus den Bereichen Kunst, Kultur oder Soziales eingebunden werden. Geachtet wurde auch darauf, dass die Bandbreite an Perspektiven möglichst groß ist, zum Beispiel aus den Bereichen Umwelt oder Integration.

Aufwände

Finanziell:

Die erste Phase des Zukunftsprozessen von 2022-2023 mit Entwicklung der „Innenstadt-Charta“ hatte ein Projektvolumen von rund 280.000 Euro zzgl. Kommunikationsbudget und Personalkosten im Team Citymanagement. Über die Städtebauförderung erhielt die Stadt Aachen eine Förderung von 300.000 Euro.

In der zweiten Phase von 2024-2025 wurden rund 140.000 EUR veranschlagt, ebenfalls zzgl. Personalkosten und Kommunikationsbudget. 90.000 EUR Förderung flossen über die Landesförderung Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren (ZIO) ein.

Die Instrumente der Tool-Box sind in verschiedenen Fachbereichen der Stadt Aachen sowie darüber hinaus angesiedelt und teilweise seit vielen Jahren etabliert. Manche Tools kosten nur Raum und Personal, andere haben ein sechsstelliges Volumen. Manche sind eigenfinanziert, manche durch Fördermittel.

Personell:

Die Prozesssteuerung liegt im Citymanagement der Stadt Aachen. Es bestand zunächst aus zwei Citymanager*innen. Das Team ist inzwischen auf fünf Personen (3,8 VZÄ) angewachsen und unterstützt Innenstadtmorgen mit unterschiedlichen Anteilen.

Seit 2024 (2. Phase) wird der Prozess durch eine Steuerungsgruppe aus den Fachbereichen Bürger*innendialog, Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Kommunikation begleitet. Die Mitglieder der Steuerungsgruppe tagen monatlich. Bilaterale thematische Absprachen finden anlassbezogen statt, natürlich auch über den Kreis der Steuerungsgruppe hinaus.

Die Instrumente der Tool-Box werden in den jeweiligen Fachbereichen betreut. In der Regel werden hierfür keine zusätzlichen Stellen geschaffen, da die Begleitung der Bürger*innen bei der Nutzung von Mitmach-Angeboten oder Beantragung von Mitteln Tagesgeschäft ist. Eine Ausnahme bilden einige der Dialogformate, hinter denen teils eigene Personalstellen stehen, die das Tool quasi in Person verkörpern.

Die Studierenden bieten pro Semester selbstorganisiert eigene Öffnungszeiten für die Räumlichkeiten an. Zusätzlich wird der Raum von Interessierten und Engagierte aus der Stadtgesellschaft eigenständig genutzt. Die Koordination für die Öffnung der Räume beziehungsweise die Verwaltung der Schlüssel wird ebenfalls vom gesamten Projektteam selbst organisiert.

Gut zu wissen

Unsere Tipps für Nachahmer

  • Aachen verfolgt einen innovativen Ansatz, in dem Innenstadtentwicklung nicht im Silo gedacht wird. Denn: Innenstadt ist für alle da. Es ist längst an der Zeit, dass nicht nur Handel oder Gastronomie als wichtige Motoren der „Innenstadt von morgen“ verstanden werden, sondern alle Menschen, die dort wohnen, arbeiten, sich bewegen und erholen wollen, die konsumfreie Orte suchen, sich bilden und kulturell entfalten möchten u. v. m
  • Zu Beginn des Prozesses war der Transport des grundsätzlichen Verständnisses von Innenstadtmorgen die größte Herausforderung. Es musste im Laufe des Prozesses nachgeschärft werden, z. B.:
    • Was ist die Idee? Innenstadt Hand in Hand mit Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft entwickeln und beleben.
    • Was ist der Ansatz? Den Rahmen zur Mitwirkung stetig erhöhen.
    • Inwiefern unterscheidet sich Innenstadtmorgen von den „anderen“ Entwicklungen in der Innenstadt? Innenstadtmorgen sorgt für spontane und vielseitige Impulse in der Innenstadt, die kurzfristig für sichtbare Veränderung sorgen, während z.B. große Bauprojekte langfristig entwickelt werden.
  • Es ist erforderlich, eine klare Positionierung im Sinne einer synergetischen Arbeitsteilung vorzunehmen, vor allem auch innerhalb der Stadtverwaltung. Gleichzeitig gilt es, das Bewusstsein darüber, dass jede*r einzelne Bürger*in selbst aktiv werden und mitwirken kann, stetig zu schärfen und die Mitmach-Möglichkeiten in Summe transparent zu machen. So war die Bandbreite an Instrumenten für die Aachener*innen ohne Tool-Box nicht ersichtlich.
  • Eine fortwährende Herausforderdung ist es, nicht allzu „technisch“ zu kommunizieren und einfache Worte zu finden.
  • Innenstadtmorgen fußt mit dem querschnittsorientierten Ansatz auf vorhandenen Strategien: dialogorientierte Ausrichtung des Citymanagements aus dem Innenstadtkonzept 2022; Teilraumkonzept mit Maßnahmenplan aus der VU Östliche Innenstadt; grundsätzliche Haltung zur Kollaboration aus den Leitlinien Bürger*innendialog (in Arbeit)
  • Das große Engagement aller Mitwirkenden ist unbezahlbar!